FS 57: Risiko Religion? Religiöser Extremismus und gesellschaftliche Rückkopplungen von der lokalen zur globalen Maßstabsebene
Mittwoch, 03.10.2007: 08:30-11:30 Uhr, H 15, NW I
Edgar Wunder (Heidelberg)edgar.wunder@urz.uni-heidelberg.de
Thomas Schmitt (Bonn)
T.Schmitt@geographie.uni-bonn.de
Spätestens seit den Anschlägen des 11. September wird Religion global als ein möglicher gesellschaftlicher Risikofaktor wahrgenommen. Entgegen der Rationalisierungsthese Max Webers wurde Religion in den letzten Jahrzehnten als vitale gesellschaftliche und politische Einflussgröße sichtbar und als solche von den Sozialwissenschaften wieder entdeckt. Religion erscheint unter anderem dann als (zumeist unberechenbares) Risiko, wenn sie - als normatives System - Gewalt legitimiert und - als soziales System - Gewalt produziert, wobei diese Gewalt über den destruktiven Akt hinaus einen symbolischen Mehrwert besitzen und ein Vielfaches an gesellschaftlichen, politischen und ökonomischen Folgewirkungen nach sich ziehen kann.
Entlang ethnischer und religiöser Grenzziehungen können - wie etwa am Zerfall Jugoslawiens deutlich wurde - Kriege und Bürgerkriege aufbrechen; in afrikanischen und asiatischen Staaten nehmen Auseinandersetzungen um die religiöse Ausrichtung oder Legitimierung des Staates blutige Formen an, aber auch in den multiethnischen und multireligiösen Stadtteilen der Großstädte Mitteleuropas kann Religion als Mobilisierungs- und Distinktionsmerkmal in gesellschaftlichen Konflikten dienen. Religion kann aber bereits dann als Risikofaktor verstanden werden, wenn sie zur Letztbegründung einer Politik verwendet wird und diese sich damit jedem argumentierenden Diskurs entzieht. Die gesellschaftliche und teilweise auch sozialwissenschaftliche Wahrnehmung von Religion als Risiko widerspricht dabei in markanter Weise Binnensichten von Religion, die diese als Quellen des Friedens und der gerechten Ordnung beschreiben. Diese Wahrnehmungsdifferenz ist selbst Thema sozialwissenschaftlicher Forschung; zugleich mahnt sie davor, Religion nicht alleinig auf ihr Konflikt- und Gewaltpotenzial zu reduzieren.
Die gesellschaftlichen Rückkoppelungen von religiösem Extremismus sollen als Versuch eines state-of-the-art und einer Zwischenbilanz humangeographischer Forschungen in einem interdisziplinären Forschungsfeld behandelt werden.
Gibt es dabei Spezifika humangeographischer Forschung im Vergleich zu benachbarten Disziplinen (insbesondere Religionssoziologie, Politikwissenschaften, soziologische Konfliktforschung)? Welche können die komparativen Vorteile humangeographischer Forschungen in einem interdisziplinären Forschungsfeld zum Zusammenhang von extremistischer Religion und gesellschaftlichen/politischen Rückkoppelungen darstellen?
08:30-08:35 Uhr | Einführung durch die Sitzungsleitung |
08:35-09:00 Uhr | Christoph Bochinger (Bayreuth): Religion und Gewalt - eine Analyse aus religionswissenschaftlicher Sicht Der Beitrag wird sich dem Themenbereich Religion und Gewalt am Beispiel des Islams aus religionswissenschaftlicher Perspektive annähern. ...mehr |
09:00-09:25 Uhr | Frank Meyer (Bayreuth): Islam, Politik und Gewalt: theoretische Reflexionen und Perspektiven humangeographischer Forschung Der Beitrag analysiert zunächst den Zusammenhang von Islam, Politik und Gewalt. Anschließend werden mögliche spezifische humangeographische Perspektiven hinsichtlich dieser Thematik diskutiert. ...mehr |
09:25-09:45 Uhr | Diskussion |
09:45-10:10 Uhr | Pause |
10:10-10:35 Uhr | Reinhard Henkel (Zagreb): Nationalismus, Religion und Identität im postkonfliktären Raum - das Beispiel Ex-Jugoslawien Der Beitrag analysiert die Rolle der Konfessionen für Politik und Identitätskonstruktionen in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens. ...mehr |
10:35-11:00 Uhr | Ralph-Peter Klause (Vaduz): Religiöse Identität fordern anstatt religiöse Radikalität fördern - Pluralisierungstendenzen religiöser Gemeinschaften im Alpenrheintal Der Beitrag stellt Pluralisierungstendenzen auf der lokalen Ebene religiöser Gemeinschaften am Beispiel des Alpenrheintals dar. ...mehr |
11:00-11:20 Uhr | Diskussion |
11:20-11:25 Uhr | Résumé durch die Sitzungsleitung |
11:25-11:30 Uhr | Wechselzeit |
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