Klimawald Bayreuth: Auf die nächsten 80 Jahre!

Klimawald Bayreuth: Auf die nächsten 80 Jahre!

19.06.2019

Ende April wurden in einer dreitägigen Pflanzaktion auf einem Hektar sturm- und dürregeschädigter Waldfläche von rund 250 freiwilligen Helferinnen und Helfern über 4500 Bäume gepflanzt. Markenzeichen des ersten „Klimawald Bayreuth“ sind die Auswahl trockenheitstoleranter Baumarten sowie ihre große Vielfalt, und damit Risikostreuung angesichts der ungewissen Klimazukunft. Initiiert wurde das Projekt von drei Studierenden im Master ‚Global Change Ecology‘, verwirklicht gemeinsam mit der Stadtförsterei, dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bayreuth (AELF), dem Ökologisch-Botanischen Garten und dem BayCEER. Zwei Gießaktionen Anfang Juli und Anfang August haben den Großteil der jungen Bäume über den trockenen Sommer gerettet.

Ausfälle bei den Pflanzhelfern: Zu vernachlässigen

250 Freiwillige hatten sich online für die dreistündigen Arbeitsschichten registriert – und fast alle waren auch zur Stelle, als es Ernst wurde. Ein großer Erfolg! Stadtförster Dirk Muschik hatte mit seinem Team alles bestens vorbereitet, damit 4700 Setzlinge in möglichst geraden Pflanzreihen und regelmäßigen Abständen in den Boden kamen. Der war glücklicherweise weniger hart und trocken, als nach dem regenarmen März und April befürchtet: wo keine Wurzeln des Altbestandes im Weg waren, ließen sich mittels Hohlspaten problemlos Pflanzlöcher ausheben, und jeder frisch gepflanzte Baum wurde per Gießkanne gewässert.

Ausfälle bei den jungen Bäumen: Abzuwarten

Wie viele der Jungbäume tatsächlich anwachsen, bleibt abzuwarten. Ein Segen war der gegen Ende der Pflanzaktion einsetzende Regen und die anschließende kühl-feuchtere Witterung im Mai. Leichter Nachtfrost „erwischte“ nur einzelne frische Neuaustriebe.  Spannend ist nun die Frage, wie warm und trocken der Sommer wird. Neben Witterungsbedingungen sind weitere Faktoren fürs Anwachsen wichtig, wie etwa der Feinwurzelanteil der gelieferten Setzlinge, und ob beim Pflanzen ausreichend enger Kontakt zwischen Wurzeln und Erdreich hergestellt werden konnte. Nachgezählt – und bei Bedarf auch nachgepflanzt - wird daher erst im Herbst oder im kommenden Frühjahr. Wie gut sich welche Baumart schlägt, könnte auch Thema einer wissenschaftlichen Studienabschlussarbeit werden.

Ausblick: Wie wird der Wald er-wachsen?

Viele Freiwillige interessierten sich für Pflegemaßnahmen und die weitere Zukunft des Waldes. In den nächsten 5-7 Jahren werden im Herbst oder Frühjahr ausgefallene Bäumchen nachgepflanzt und durch Pflege sichergestellt, dass die jungen Bäumchen nicht zu sehr durch Konkurrenz anderer Pflanzen bedrängt werden. Die alten Fichten und Kiefern werden im nächsten Jahrzehnt nach und nach entnommen. Doch klar ist: sollte sich ein trocken-heißer Sommer wie 2018 wiederholen, werden die Jungpflanzen kaum ohne Hilfe durchkommen. Dann stünde eine Gießaktion an – eine im Forst für größere Neupflanzungen äußerst unübliche Maßnahme. Daher ist noch offen, ob viele Freiwillige mit Gießkannen oder eine Feuerwehrschlauchbewässerung die praktikablere Maßnahme wäre.  „Am liebsten wär` mir, das Gießwasser käme von oben!“, fasst Udo Wenzel vom AELF beim Nachtreffen die Hoffnung aller Organisatoren zusammen.

- Nachtrag: wegen weiter fehlenden Regens gab es eine große Gießaktion am 5./6. Juli. -

Was aus Traubeneichen, Rot- und Hainbuchen, Weißtannen, Vogelkirschen, Esskastanien, Baumhasel, Winterlinden, Douglasien und Elsbeeren wird, wenn sie viele Jahrzehnte später ausgewachsen sind, lehrt die Erfahrung der Förster: die Baumarten wurden neben ihrer Klimatoleranz auch danach ausgewählt, dass sie wertvolles Holz für den Haus- und Möbelbau liefern und daher buchstäblich zu schade zum Verbrennen sind. So bleibt das CO2 weitere Jahrzehnte gebunden. Gleichzeitig ist zu hoffen, dass viele der Baumarten sich über die natürliche Verjüngung langfristig in den Wäldern um Bayreuth herum etablieren können – langfristig gesehen durchaus Stoff für weitere studentische Abschlussarbeiten!

Fazit der Organisatoren

Die Idee vom Klimawald hat sich in nur fünf Monaten zu einem frisch gepflanzten Wald entwickelt - ein Spitzentempo, und eine sehr gelungene Zusammenarbeit unterschiedlichster Gruppen und vieler engagierter Freiwilliger. Durchaus wiederholenswert! Der Bayreuther Klimawald soll noch eine wetterfeste Infotafel für Spaziergänger bekommen, und sein Wachsen und Gedeihen werden Interessierte im Web mitverfolgen können – gerade auch die vielen Helfer, die Bayreuth nach dem Studium in alle Winde verlassen. Bäumen wie Menschen ist Klimatoleranz und Standfestigkeit zu wünschen - auf die nächsten 80 Jahre!


 

Berichte zur Pflanzaktion in den Medien:

Projektwebseite:



http://www.klimawaldbayreuth.com/
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