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Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften

Didaktik der Biologie - Prof. Dr. Franz X. Bogner

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Conradty, C: Multimedial unterstütztes Lernen: Intrinsische Motivation & kognitiver Lernerfolg, (2011)
Abstract:

Multimediales Lernen, beispielsweise mit dem Computer, ist eine wichtige Unterstützung im Unterricht geworden. Dabei werden Wirkung und Nutzen kontrovers diskutiert. Wenn auch von vielen Lehrern als „Spaßunterricht“ eingeschätzt, wird der Computer inzwischen lehrplanmäßig in deutschen Schulen eingesetzt. Zum einen ist die Computerhandhabung eine notwendige Kompetenz für das Berufsleben. Zudem gilt das Medium als motivationsfördernd, was sich positiv auf den Lernerfolg auswirken soll. Ein kritischer Faktor bei Multimedialernen scheint, neben der Multimodalität, die Unterrichtsform zu sein: meist wird in ansonsten eher seltener schülerzentrierter Freiarbeit am Computer gearbeitet. Das eine wie das andere kann an sich Schüler kognitiv überfordern und damit das Lernen erschweren. Im ersten Teil der Studie wird der Effekt auf kognitive Lernerfolg und motivationale Variablen bei variierter Lehrer-Anleitung in computerunterstützter Freiarbeit empirisch untersucht. Fehlt die aktive Lehrerbegleitung, war der Lernerfolg ist im Nachtest geringer. Nach sechs Wochen aber schnitten die völlig selbstständig Lernenden besser ab, als die betreuten Schüler. Wissen, das selbstständig erarbeitet wurde, ist bei der computerunterstützten Freiarbeit konsistenter. Gezielte Anleitung hingegen scheint den negativen Effekt auf den Lernerfolg zu verhindern, der durch während des Unterrichts empfundenen Drucks und geringe Selbstkompetenz verursacht wird. Des Weiteren konnten dadurch auch Jungen für das Thema gewonnen werden. Allerdings hat dies alles keinen bemerkenswerten Effekt auf den Lernerfolg. Wichtigster Faktor der Untersuchung scheint das Vorwissen zu sein, das den Lernerfolg, das Interesse und das Kompetenzgefühl steigert, und gleichzeitig den Stress im Unterricht senkt. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass tatsächlich eine völlig selbstständige computerunterstützte Freiarbeit lohnenswert ist, allerdings als Festigungsphase nach einem Vorwissen bildenden, evtl. lehrerzentrierten Vorunterricht. Im zweiten Teil der Studie wurde ein Medienvergleich zwischen Hypertext und Buchtext durchgeführt. Die computerunterstützte Gruppe variierte nach den Erfahrungen aus Studie I den Grad der Lehrerunterstützung: Ein Teil der Computer-Testgruppe hatte statt der Konsolidierung im Frage-Antworten-Spiel mit dem Lehrer ein computerunterstütztes Quiz. Wenn auch das gewohnte Buch kurzfristig zu besserem Lernerfolg verhalf, vergaßen die Schüler mit der computerunterstützten Einheit mit lehrerzentrierter Konsolidierung weniger. Der Lernerfolg war aber letztlich nicht abhängig vom Medium, sondern von der Lehrerbegleitung. Ohne Betreuung waren die Schüler demotiviert und lernten kaum, wobei besonders die Mädchen litten. Im dritten Teil der Studie wurde eine Papier-& Bleistift-Methode des Multimedia-Lernens evaluiert, das Concept Mapping, das v. a. als Konsolidierungsphase nach computerunterstütztem Lernen hilfreich zu sein scheint. Dabei wurden Concept Maps über zwei unterschiedlich schwere Themen erstellt, um entstandene Fehler zu typisieren und auf ihre mögliche Ursachen zu untersuchen. Unsere Teilnehmer, obwohl völlig unerfahren, fühlten sich beim Concept Mapping sofort kompetent. Über das einfache Thema erstellten sie komplexe Wissenskarten. Hingegen nahmen bei dem zweiten, schwierigeren Thema die technischen Fehler zu. Dies scheint vor allem ein  Problem der Verbalisierungsfähigkeit der Schüler zu sein. Dennoch eignet sich das Concept Mapping sehr gut, um spezifische Wissenslücken der Schüler aufzudecken, auf die der Lehrer dann adäquat seinen Unterricht ausrichten kann. Im vierten Teil der Studie wurde die Eignung des Concept Mappings zur Evaluierung von Schülerwissen untersucht. Bei der Diversität der Qualitätsmerkmale für Concept Maps kann ihre Auswertung im Schulalltag kompliziert werden. Dafür reduzierten wir die Qualitätskriterien der Concept Map auf die Anzahl der richtigen Verbindungen in der Wissenskarte, der „Komplexität“. In den Concept Maps über beide Themen korreliert die Komplexität signifikant mit dem kognitiven Nachtest und dies umso besser, wenn man bei der Korrektur technische Fehler vernachlässigte. Allerdings war der Korrelations-Koeffizient schwach. Da durch Concept Mapping ein vernetztes, verstehendes Lernen fördert wird, rechneten wir damit, dass die Qualität der Concept Map auf den Erfolg im spätere Wissenstests schließen lassen wird. Entsprechende Korrelation von Komplexität mit spätem Nachtest fanden wir allerdings nur bei dem schweren Thema. Eine Reduzierung der Qualitätsmerkmale auf die Komplexität unterschätzt das abgebildete Wissen der Schüler. Allerdings kann ein Lehrer die Vorstellungen seiner Schüler besser einschätzen und entsprechend reagieren, beachtet er die Fehler in Concept Maps und zugleich in konventionellen kognitiven Wissenstests. Multimediale Lerneinheiten lohnen sich als schülerzentrierte Lernform. Gerade im Wechsel mit lehrerzentrierten Wissensvermittlungs-Stunden unterstützen sie den kognitiven Lernerfolg. Wichtiger noch ist vielleicht, die Vielfalt im Schulalltag fördert die Motivation sowohl der Schüler als auch der Lehrenden. Zusätzlich werden Kompetenzen wie Computerhandhabung, Selbstorganisation und eigenverantwortliches Lernen, Vernetztes Denken und Teamwork gefördert.

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