Heyne, T: Schülerzentrierte drogenspezifische Primärprävention an bayerischen Hauptschulen: Wirkungen auf Wissenserwerb, Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit, (2008) | |
Abstract: Suchtprävention ist für Lehrer/innen an bayerischen Hauptschulen eine besondere Herausforderung. Neben generellen Unsicherheiten in der Bestimmung der Inhalte und Auswahl geeigneter Unterrichtsmethoden muss das vergleichsweise niedrige kognitive Leistungsniveau dieser Schüler/innen beachtet werden. Zusätzlich gibt es zwei differente Leistungsebenen, zum einen die ursprünglichen Regelklassen, zum anderen die so genannten Mittlere-Reife-Züge, die jenseits des Qualifizierenden Hauptschulabschlusses einen Mittleren Bildungsabschluss ermöglichen. Zentraler Schwerpunkt dieser Studie war die Konzeption, Implementierung und Evaluation eines an den engen zeitlichen Vorgaben des Hauptschullehrplans angepassten suchtpräventiven Lebenskompetenzprogramms für achte Jahrgangsstufen. Die pädagogische Wirksamkeit wurde in Abhängigkeit von vier Konsumgruppen untersucht, die mittels einer Clusteranalyse extrahiert wurden. Als Indikatoren dienten die psychologischen Konstrukte Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeitserwartung im Umgang mit drogenspezifischen Gruppendrucksituationen. Die empirische Untersuchung beschäftigte sich zunächst mit der Entwicklung einer speziell für leistungsschwache Hauptschüler geeigneten offenen, konstruktivistischen Unterrichtsmethode, die einen hochwertigen Wissenszuwachs für die aktuell gängige Einstiegsdroge Cannabis sicherstellen sollte. So sollten bereits vorhandene, den Drogenkonsum ablehnende Meinungen verstärkt bzw. bestehendes Konsuminteresse abgeschwächt werden und in der Folge die Jugendlichen positiv auf die Selbstwertgefühls- und Selbstwirksamkeitsstärkung ansprechen. Das Ergebnis war ein ´Geführtes Stationenlernen`, welches zur Beurteilung des kognitiven Lernerfolges dem ´Konventionellen Stationenlernen` und einem ´Lehrerzentrierten Unterricht` gegenübergestellt wurde. Hauptschüler/innen erzielten mit der neu entwickelten Unterrichtsmethode kurz- und langfristig einen signifikant höheren kognitiven Wissenszuwachs, auch leistungsschwächere Regelschüler/innen erreichten das Leistungsniveau der Mittleren-Reife-Klassen. Bei der sich anschließenden Selbstwertgefühls- und Selbstwirksamkeitsschulung konnte gezeigt werden, dass hauptsächlich nur die Gruppe auf die eingeleiteten Maßnahmen reagierte, die kein Interesse am Drogenkonsum aufwies. Langfristig konnte bei dieser Gruppe unabhängig von den drei vorangestellten Unterrichtsmethoden positive Veränderungen erzielt werden. Entscheidend waren demnach die gewählten Unterrichtsinhalte. Die Betrachtung der Veränderungszeitpunkte bestätigte aber dem neuen Unterrichtsansatz Vorteile. Nur bei dieser Methode konnten bei der Selbstwirksamkeitserwartung direkt nach der Intervention beide Geschlechter erreicht werden. Beim Selbstwertgefühl kam es bereits mittelfristig zu Fortschritten. Kurzfristig wurden auch die Jugendlichen in ihrer Selbstwirksamkeit beeinflusst, die als Konsumgruppe ein sehr hohes Interesse an einem Erstkonsum aufwiesen. ´Probierer` und regelmäßige Konsumenten wurden von der primärpräventiven Intervention nicht angesprochen. |