Grundwasserstockwerke im Norden Namibias - die Rolle der Megafan-Sedimentation

Georg J. Houben1
1 BGR

V 4.1 in Hydrogeologie arider Gebiete

24.03.2022, 09:00-09:15, HS 1

Der Norden Namibias leidet an einer unsicheren und hygienisch problematischen Wasserversorgung aus Oberflächenwasser und oberflächennahem Grundwasser, wobei letzteres oft durch Versalzung betroffen ist. Wiederholte Dürren und Überflutungen verschärfen die Situation. Daher war die Entdeckung eines tiefen, Süßwasser guter Qualität führenden ca. 100 m mächtigen Aquifers Ende der 1990er Jahre potentiell von großer Bedeutung für die zukünftige Entwicklung der Region. Es ist sehr wenig über die geologischen und hydrogeologischen Randbedingungen des Multi-Aquifer-Systems bekannt, von dem ein großer Teil auf angolanischer Seite liegt. Die detaillierte Untersuchung des Aquifersystems ist daher das Hauptziel eines Projektes der technischen Zusammenarbeit zwischen Namibia und Deutschland, das von der Abteilung für Wasser und Forstwirtschaft (DWAF) des namibischen Ministeriums für Landwirtschaft, Wasser und Forst (MAWF) und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) seit 2007 durchgeführt wird.

Das System besteht geologisch gesehen aus einer mehrere hundert Meter mächtigen Abfolge von Lockersedimenten, die durch Inland-Deltas (Mega-Fan) abgelagert wurden. Nach geophysikalischen Vermessungen (Transientenelektromagnetik) wurden Bohrungen abgeteuft, von denen eine durchgehend gekernt wurde. Durch eine intensive geochemische und mineralogische Analyse des Kernmaterials konnte die geologische Geschichte des Gebietes aufgeklärt werden, die sich über die letzten 60 Millionen Jahre erstreckt. Zunächst brachte ein Megafan (paläo-Kunene-Fluß) Material aus dem Westen. Nach dem Durchbruch des Kunene zum Atlantik vor ca. 42 Mio. Jahren setzte eine Sedimentation aus dem Norden durch den Cubango-Megafan ein, der noch heute die Morphologie prägt. Er enthält auch die o.g. Grundwasserleiter. Durch die Aufklärung der geologischen Geschichte und Struktur ergeben sich auch für die hydrogeologische Interpretation wichtige Erkenntnisse, z.B. hinsichtlich der Lage des Neubildungs- und Entlastungsgebietes und des strukturellen Aufbaues der Aquifere und der Aquitarden.



Houben, G.J.; Kaufhold, S.; Miller R.McG.; Lohe, C.; Hinderer, M.; Noll, M.; Hornung, J.; Joseph, R.; Gerdes, A.; Sitnikova, M. & Quinger, M. (2020): Stacked megafans of the Kalahari Basin as archives of paleogeography, river capture and Cenozoic paleoclimate of southwestern Africa.- J. Sediment. Res., 90 (9): 980-1010.

Wallner, M.; Houben, G.; Lohe, C.; Quinger, M. & Himmelsbach, T. (2017): Potential groundwater recharge to the confined semi-fossil Ohangwena II Aquifer, Namibia – Inverse modeling and uncertainty analysis.- Hydrogeol. J., 25: 2303-2321.



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