Auenlehrpfad

Die Auenwiesen: Nutzung und Schutz

Naturwiesen  –  "hot spots" der Artenvielfalt

Im überwiegend bewaldeten Mitteleuropa rodete der Mensch einst den Wald und schuf damit die Voraussetzung zur Bildung von Wiesen. Diese waren immens wichtig für die Heugewinnung als Winterfutter für seine Haustiere. Der regelmäßige, ein- bis zweimalige Schnitt und die Beweidung durch das Vieh verhindert die spontane Wiederbewaldung.

Nur schnitt- und verbisstolerante Pflanzenarten können sich in diesem menschen-gemachten Biotop durchsetzen. Diese Wiesenpflanzen­gemeinschaft mit über 100 Gräsern und Kräutern weist je nach Standorteigenschaften, wie Bodenfeuchte, Nährstoffgehalt oder Bodenreaktion, eine andere Artengarnitur auf. Alle Arten konkurrieren miteinander um die Lebensgrundlagen, nischen sich ein und lösen sich ab im Blührhythmus des Vegetationsjahres.

Etliche haben sich an die regelmäßige Mahd angepasst, indem sie zwischen den Mahdterminen blühen. Mit der großen Vielfalt der Pflanzen einher geht die hohe Artenzahl an Schmetterlingen, Bienen, Hummeln, Heuschrecken, Käfern und vielen anderen Insekten, die wiederum Nahrungsgrundlage der Vogelwelt sind. Artenreiche Wiesen sind Ökologische Dienstleister: sie verhindern die Bodenerosion, binden Kohlendoxid im Humus und tragen durch Regenwasserversickerung zur Grundwasser­neubildung bei.

Bedrohte Vielfalt

Wann und wo haben Sie das letzte Mal eine bunt blühende Wiese mit vielen Schmetterlingen gesehen?

Die Artenvielfalt der Wiesen ist bedroht, wenn die Wiesenbewirtschaftung intensiviert wird, also Feuchtwiesen entwässert, immer häufiger geschnitten, das Schnittgut gleich weggeräumt oder in Plastikfolie eingewickelt und zwischendurch massiv gedüngt wird. Diese drastischen Eingriffe vertragen nur noch sehr wenige Pflanzenarten, wie Löwenzahn und einige Gräser. Die verbleibenden Fettwiesen-Pflanzenarten bringen dem Landwirt durch Massenwuchs Profit, der bunte Blühaspekt von artenreichen Magerwiesen aber verschwindet, und übrig bleiben monoton grüne Feldgraskulturen, die völlig an Pflanzen- und Tierarten verarmt sind.

Artenreiche Wiesen entstehen nicht sofort. Ihre Entwicklung durch spontane Ansiedlung neuer Arten dauert viele Jahre bis Jahrzehnte. Um dies zu beschleunigen, wird Saatgut von benachbarten Wiesen genommen und auf die Flächen ausgebracht. Heute legt man neue Wiesen an durch Aussaat von regionalisiertem Saatgut in standortsangepassten Mischungen von Gras- und Wildkrautarten und erzielt damit rasch hochwertige Wiesen-Ökosysteme.

Die Wiesen in der Wilhelminenaue

Die in der Landesgartenschau Bayreuth neu angelegten Wiesen der Rotmainaue werden nicht mehr gedüngt, denn die ehemaligen Standorte waren vorher schon stark gedüngte, gut nährstoff-versorgte Äcker. Die zweischürige Mahd magert die Standorte aus, so dass die Dominanz der Fettwiesenarten abgemildert wird und auch konkurrenzschwache Pflanzenarten wachsen, blühen und fruchten können. Um die Insektenvielfalt zu fördern, wurde der Kräuteranteil in der Aussaatmischung erhöht.

Andere Bereiche in der Rotmainaue wurden als Sukzessionsflächen ausgewiesen. Diese werden nicht mehr bewirtschaftet, sondern belassen, um die eigendynamische Entwicklung von einer ehemaligen Ackerfläche über Pionierfluren, Hochstaudenfluren und Vorwald bis zum finalen Hochwald studieren zu können.

Pedro Gerstberger – Universität Bayreuth

Schachblumen Rotmainaue (Foto: Pedro Gerstberger)

Schachblumen in der Rotmainaue (Foto: Pedro Gerstberger)

Aktuelle Termine
Mo. 27.03.2023 aktuell
Fotos beisteuern: Libellen und Biber in der Wilhelminenaue
Fr. 01.12.2023 aktuell
Fortführung nach 2023: Bildungsprojekt "Wasserstrategien im Klimawandel"

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