Unser tägliches Leben hängt von den Dienstleistungen der unterschiedlichsten Ökosysteme ab. Ökosysteme bilden unser "Naturkapital" und tragen durch ihre Leistungen zum Wohlergehen der Gesellschaft bei. Intakte Auenökosysteme erfüllen eine ganze Bandbreite von Leistungen für den Menschen:
Auen stehen in enger Wechselwirkung mit dem Fluss, dem Boden und dem Grundwasser, welche ihrerseits wiederum eine Vielzahl von Ökosystemleistungen für den Menschen bereitstellen. Mehr Informationen dazu gibt es auf den Webseiten des Bundesamtes für Naturschutz (Text verändert von dort).
Intakte Auenlandschaften können die Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Weise abmildern:
Durch ihre Überschwemmungsflächen mildern sie flussabwärts Hochwasserspitzen ab. Sie kämmen aus dem über die Auwiesen langsamer fließenden Hochwasser vom Starkregen abgeschwemmten Boden und Nährstoffe aus. Und sie speichern viel Wasser - fällt im Sommer kein Regen, bleiben Auwiesen noch lange grün und das Lokalklima bleibt kühler.
Der Auenzustandsbericht von 2021 (BfN) verdeutlicht jedoch den alarmierenden Zustand der Auenlandschaften an Deutschlands großen Flüssen: nur 9 Prozent der noch vorhandenen Flussauen sind in einem naturnahen Zustand, zwei Drittel der ehemaligen Flussauen stehen bei Hochwasser nicht mehr als Überschwemmungsflächen zur Verfügung.
Der Main wird im Bericht erst ab dem Zusammenfluss von Weißem und Roten Main betrachtet, die Problematik zeigt sich ähnlich jedoch schon weiter oben im Flusslauf: Es ist der Interessenskonflikt um Flächen. Auen bieten attraktives, flaches Bauland, das trockengelegt, von Flussmäandern befreit und durch Deiche geschützt gerne von Menschen besiedelt wird. Sie haben fruchtbare Böden, die sich - mit Drainagen entwässert - landwirtschaftlich gut nutzen lassen.
Besonders seit dem Wachstum der Städte während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert hat sich in Bayreuth die Ausdehnung der Auen stark reduziert. Die beiden Karten des Bayernatlas zeigen die besiedelten Flächen in Bayreuth in den Jahren ca. 1850 und 2016, überlagert mit den grün eingefärbten, natürlichen Auenbereichen.
Deutlich ist zu sehen, dass Menschen früher viel seltener in diesen wassersensiblen Bereichen gebaut haben. Die Siedlungsentwicklung hat wegen des nötigen Hochwasserschutzes eine massive Verbauung des Mains und der Zuflüsse mit sich gebracht, einhergehend mit dem Verlust der Ökosystemleistungen der Auen.
Siedlung um 1850 und Ausdehnung der natürlichen Auen in Grün dargestellt.
Siedlung im Jahr 2016, überlagert mit der Ausdehnung der natürlichen Auen in Grün. Westlich der Autobahn (A9/E51) ist das Gelände der Landesgartenschau sichtbar.
Heute gibt es vielerorts Anstrengungen, den Flüssen in Stadt und Land mehr Raum zu geben und sie wieder an die umgebenden Flächen anzubinden. Deiche werden rückverlegt, Uferverbauungen zurückgebaut, Drainage-Rohre verschlossen.
Auf Bundesebene wurde im März 2023 die "Nationale Wasserstrategie" beschlossen, die aus einem Dialogprozess mit Verbänden und Bürgerschaft entstand und angesichts der sich verschärfenden Klimakrise systematisch für einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser sorgen soll. Drei der zehn "strategischen Themen" betreffen auch den Schutz der Auen:
Hintergründe und Links zur Nationalen Wasserstrategie
Mo. 27.03.2023 aktuell Fotos beisteuern: Libellen und Biber in der Wilhelminenaue |
Fr. 01.12.2023 aktuell Fortführung nach 2023: Bildungsprojekt "Wasserstrategien im Klimawandel" |