Gesucht und gefunden: Brückenbauer im BayCEER

Gesucht und gefunden: Brückenbauer im BayCEER

12.11.2015

Beim BayCEER Workshop 2015 wurden zu Beginn des Wintersemesters erstmals die "BayCEER Bridge Builder"-Preise verliehen. Sie waren gemeinsam von BayCEER und BcG Alumni e.V. für Masterabsolventen ausgeschrieben worden, die im Rahmen ihrer Forschungsarbeit erfolgreich Brücken schlugen zwischen Disziplinen, Forschung und Praxis oder in andere Kulturen.

Neben fachlicher Expertise ist das Brückenschlagen eine Kernkompetenz der heutigen Zeit: während Tätigkeiten in Forschung und Berufswelt häufig hochspezialisiert sind, müssen wichtige Fragen disziplinübergreifend und auf internationaler Ebene angegangen werden. Der neue Preis für Masterabsolventen des Bayreuther Zentrums für Ökologie und Umweltforschung würdigt daher die besondere Herausforderung, wissenschaftliche Fragen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, sich mit anderen Herangehensweisen, (Fach-)Sprachen und Bewertungen vertraut zu machen und die Gräben zwischen den Welten erfolgreich zu überbrücken. Diese Herausforderung hatten die diesjährigen Preisträger, deren Masterarbeiten aus fachlicher Sicht allesamt mit der Bestnote bewertet worden waren, auf unterschiedliche Weise gelöst.

Carolin KerlCarolin Kerl musste während ihrer Masterarbeit "Experimental confirmation of isotope fractionation in thiomolybdates" feststellen, dass die analytische Herangehensweisen der scheinbar benachbarten Disziplinen Umwelt- und Isotopen-Geochemie weit auseinanderliegen. Sie forschte ein Vierteljahr als Gast an der ETH Zürich, um sich in die Isotopenanalytik einzuarbeiten, und es gelang ihr schließlich, die methodischen Ansätze beider Fachrichtungen zu verbinden. So konnte sie erfolgreich die bisher nur theoretisch modellierte Isotopenfraktionierung von intermediären Thiomolybdatspezies nachweisen. Ihre neu entwickelte Methode könnte zukünftig bei der Altersbestimmung von Sedimenten Anwendung finden, in denen Molybdän eine wichtige Rolle spielt - einstweilen erhielt die Geoökologie-Absolventin für ihre Arbeit den BayCEER Bridge Builder Preis in Bronze.

Sebastian SippelSebastian Sippels Masterarbeit "Evaluating the carbon dynamics of biogeochemical models using statistical complexity measures" entstand in Kooperation des Bayreuther Lehrstuhls für Ökologische Modellbildung und der Abteilung „Biogeochemical Integration“ am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, wo er inzwischen promoviert. Er passte aus der statistischen Physik stammende "Komplexitätsmaße" für die Anwendung auf in biogeochemischen Modellen simulierte Daten an. Wie gut spiegeln die Modelle das tatsächliche, in Messdaten festgehaltene Geschehen in Ökosystemen wieder? Seine Arbeit liefert einen ganz neuen Ansatz, um die Qualität von Ökosystem-Modellen zu überprüfen und zu steigern - für diese neue Brücke erhielt er den Preis in Silber.

Carsten SchallerCarsten Schaller war gleich in mehrfacher Hinsicht als Brückenbauer aktiv, was ihm den Bridge Builder Prize in Gold einbrachte. Für seine Masterarbeit "Analysis of Methane Emissions in a Subarctic Permafrost Region using Wavelet Transformation and Conditional Sampling" arbeitete er mit Mikrometeorologen, Mikrobiologen, Hydrologen, Bodenkundlern, Geophysikern, Pflanzenökologen und Computerwissenschaftlern zusammen. Der experimentelle Teil fand im Nordosten Russlands in einem Permafrost-Ökosystem südlich von Tscherskij statt. Um sich dort nicht nur mit den Wissenschaftlern aus aller Welt verständigen zu können, lernte Carsten Schaller die Grundlagen der russischen Sprache. Dies war sehr hilfreich, als er auf der Reise einer Familie in einem Dorf in Sibirien erzählen konnte, an was er forscht - und dazu spontan den völlig unbekannten Begriff des „Klimawandels“ erläutern musste.

Ganz so tiefe Wissensgräben waren auf dem BayCEER-Workshop am 8. Oktober 2015 sicher nicht zu überbrücken, aber dennoch: es war keine leichte Aufgabe für die Nominierten, das Thema ihrer Masterarbeit dem interdisziplinären Plenum in zehn Minuten so zu präsentieren, dass allen klar wurde, worum es ging und worin dabei ihre besonderen Herausforderungen in puncto Brückenbauen lagen. Die drei Vortragenden schlugen sich sehr gut, und so war die anschließende Entscheidung über Gold-, Silber- und Bronzepreis auch keine leichte. Getroffen wurde sie von einer fünfköpfigen Jury aus Vertretern der Geowissenschaften und Biologie, die brückenbauend in Graduierten- und Alumniarbeit aktiv sind (Sebastian Arnhold, Christina Bogner, Thomas Gollan, Birgit Thies, Alfons Weig).

Der Preis wird auch fürs nächste Jahr wieder ausgeschrieben. Dass in der ersten Runde lauter Geoökologen die Preise abräumten, kann an ihrem Selbstverständnis als "Spezialisten für Zusammenhänge" liegen, muss aber nicht so bleiben: auch in den ökologisch orientierten Biowissenschaften wird inter-, transdisziplinär und international geforscht. Und so heißt es nun wieder:

Brückenbauer gesucht! / Bridge Builders wanted!

 

(Autorin: Dr. Birgit Thies)

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