Keine Zeit für Geomorphologie? Wie Geomorphologenmit der Zeit umgehen.

Vortragender: Prof. Dr. Ludwig Zöller, LS Geomorphologie, Universität Bayreuth
Do. 25.01.2007 (16:15), H6

Keine ZEIT für Geomorphologie? ¶ Wie Geomorphologen mit der ZEIT umgehen

Die Geomorphologie kann sich in dem multidisziplinären Fach der Geoökologie oft nur schwer behaupten. Von Studierenden hört man oft die Begründung ¤keine ZEIT³ zur intensiveren Beschäftigung mit Geomorphologie. Oder liegt der letztlich von der Geologie hergeleitete ZEITbegriff der Geomorphologie um Dimensionen von demjenigen der Geoökologie oder der Humangeographie entfernt und ist daher so schwer zu vermitteln?
Die Geomorphologie als Wissenschaft ist einerseits aktualistisch verankert. Sie untersucht die in unserer ZEIT ablaufenden, beobachtbaren Prozesse und versucht in die Zukunft zu extrapolieren (z.B. in der Risikoabschätzung). Andererseits ist sie historisch-genetisch orientiert. In Bezug auf diesen Dualismus lässt sich eine Unschärfe im Gebrauch des Begriffes ¤ZEIT³ aufspüren, den Frank Ahnert durch seine scharfsinnige Unterscheidung in ¤historische ZEIT³ und ¤physikalische ZEIT³ zum Ausdruck brachte. Es gilt zunächst für jeden einzelnen Fall klarzustellen, ob die Datierungen eine Momentaufnahme der Landschaftsgeschichte ZEITlich einordnen sollen (historische ZEIT) oder zur Charakterisierung der Dynamik über die Bestimmung von Prozessraten (physikalische ZEIT) dienen. Erst dann können die Forschungsanliegen und Ergebnisse der Geomorphologie überzeugend vermittelt und die ¤ZEIT³-Begriffe verschiedener Disziplinen können präzise gegeneinander diskutiert werden.
Die Bestimmung solcher Prozessraten, die sich aufgrund ihrer ZEITlichen oder räumlichen Dimension der direkten Messung entziehen, stellt eine große Herausforderung nicht nur an die moderne Geomorphologie dar, sondern auch an die Geoökologie und an die Geographie. Nicht-lineare Änderungen werden bei zu weitem ZEITabstand zwischen den Momentaufnahmen gar nicht erfasst, und damit kann das eigentliche Ziel eines umweltorientierten geomorphologischen Ansatzes (z.B. im Sinne von William L. Graf) völlig verfehlt werden.
Trotz bereits immenser jüngerer Fortschritte bei der Präzision der Datierungsmethoden muss daher die Geomorphologie an weiteren qualitativen Sprüngen der Methoden interessiert sein. Die Nutzung von Tracern als ZEITliche Marker hat in jüngster ZEIT neue Perspektiven der Prozessforschung geöffnet. Auch das große heute verfügbare Inventar physikalischer und radiochemischer Methoden vermag das gesamte Spektrum geomorphologisch interessierender ZEITräume vom Tertiär bis zum Stunden oder Wochen alten Ereignis bereits grundsätzlich abzudecken.
Gesicherte Aussagen setzen allerdings noch weitere Grundlagenforschungen zur Geoökologie ihres Verhaltens in der Umwelt bis auf Mikroskalen voraus.


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