Open Panels

Papers can be submitted for the panels listed below until March 15, 2023. You need to register under "Online Registration" and fill out the corresponding form, including the selection of the panel. Once you have registered and logged in, you can submit and modify contributions using the "Internal" section.

Between March 15 and 31, 2023, we will forward the submitted contributions to the panel chairs. Only after the panel chairs have reviewed all proposals for their panel will we notify you.

PDF List of Open Panels


Overview

01 Open Esotericism? Die Spezifik der Rezeption esoterischer Diskurse im Ostchristentum
02 Non-Religion as a process in Muslim societies and communities
03 Hinduismen under construction: Prozessuale Perspektiven auf Hindu-Religionen in Europa
04 Kinder und Jugendliche in der religionswissenschaftlichen Forschung - Fehlende Perspektiven und ihr Potenzial
05 Spielerische Religion: Analoge Spiele als Gegenstand und Methode in der religionswissenschaftlichen Forschung und Lehre
06 Religion and the Making of Urban Worlds: From Afrika and Beyond
07 Religion als Praxis und Prozess im Jugendalter
08 Creative and medialized practices of boundary drawing and identity work in evangelical and Pentecostal Christianity
09 Religiöse Vielfalt in den 1920er und 1930er Jahren – Panel des AK Religionen und Politik
10 Geschlecht und globale Religionsgeschichte
11 Frictions in Faith: Understanding intra-religious dynamics via protest and diversification
12 Researching Violence in Religious Communities and Practice: Africa and Beyond
13 Missionssammlungen als Arena von Kultur- und Religionskontakt: Zur Konstitution religiöser Traditionen in missionarischer Sammlungstätigkeit
14 Wie schreibt man eine Geschichte von "Religion under construction"
15 Fighting pandemics with religion? The engagement of religious actors with pandemics/epidemics
16 Globale Religionsgeschichte und Religionsvergleich
17 Religion and De-Colonization in Africa

 

Author meets Critics

18    Lehrbuch Religionsökonomie


01
Open Esotericism? Die Spezifik der Rezeption esoterischer Diskurse im Ostchristentum
Der Panel fokussiert sich auf die Rezeption und Aneignung der antiken esoterischen Diskurse im Frühchristentum und ihre kulturspezifischen kontrastiven Gestaltungen im West- und Ostchristentum. Die antiken esoterischen Diskurse umfassen religiöse Erkenntnisansprüche und ihre Modi (z.B. durch Rituale oder mystische Erfahrungen), die in den Texten der Antike vorkommen (von Stuckrad 2015). Sowohl Clemens als auch Origenes verfassten ihre einflussreiche Werke in einer Zeit, in der sich christliche Autoren  der verschiedenen philosophischen Begriffe und Vorstellungen des späteren Platonismus bedienten. Dazu prägte die Rezeption der sogenannten „noetischen Wende” entscheidend die frühchristliche monastische Literatur. So etablierte sich eine im byzantinischen Christentum einflussreiche hermeneutische Tradition, die den Schwerpunkt auf die allegorischen oder mystischen Deutungen der Heiligen Schriften und des Gottesdienstes setzte (“interiorized Apocalypticism”, vgl. Golitzin 2001; Golitzin 2009). Darüber hinaus, hatte die Rezeption des Origenes seit der Renaissance einen wichtigen Einfluss auf westliche esoterische Diskurse gehabt (Terracciano 2018), während die Herausbildung einer westlichen „kosmologischen Religiosität” vieles dem komplexen Kulturtransfer zwischen Ost und West verdankt (man denke dabei an der Rolle des Georgios Gemistos Plethons, vgl. Neugebauer-Wölk 2019: 417-514). So erklärt sich warum letztendlich die esoterische Diskurse im Westen sich eher als Teil einer Gegenkultur (engl. counter culture) profilierten, während im oströmischen Reich bestimmte frühchristliche esoterische Diskurse (z. B. elitäres Wissen oder Autorität eines geistlichen Meister) und Praktiken (“self transformation”) erfolgreicher im asketisch-mystischen Leben der Kirche integriert wurden, sodass man von einer “offenen Esoterik” reden kann (Mathiesen 2006, 222-224). Der Panel versteht sich als eine interdisziplinäre Diskussionsplatform für die Erforschung der Rezeption antiker esoterischen Diskurse im Ostchristentum.

Panel Chair: Ionut Daniel Bancila
back to Overview

02 
Non-Religion as a process in Muslim societies and communities

Non-religion has become increasingly visible in Muslim societies and communities in recent years. However, the issue has not yet been sufficiently researched. In compliance with Johannes Quack (2014), the organizers of this panel understand non-religion as a multifaceted and fragmented phenomenon that cannot be encapsulated in a precise and well-defined analytical concept. Non-religion does not have clear-cut boundaries to religion. But it always assumes meaning and societal relevance in relation to religion. Non-religion, thus, includes modes of atheism and agnosticism as well as forms of Muslim freethinking or religious skepticism.

This panel seeks to explore the diversity of non-religious dynamics and practices in multiple Muslim contexts. It is interested in the continuities and ruptures in the narratives of former Muslims and follows the assumption that leaving Islam is not a one-time decision but rather an ongoing process. Based on this premise, this panel asks how former Muslims narrate and make sense of this process. This can include the stories of Ex-Muslim YouTubers, nonreligious activists, closeted nonbelievers, or disillusioned true believers. The organizers of this panel intend to find commonalities and differences in the various individual processes of leaving Islam. At the same time, they also want to address the question of “inside and outside” within the complex and shifting religious landscapes of Muslim societies. Who is considered to be a part of the Muslim community and who is not?

This panel aims at bringing together researchers who study the phenomenon of non-religion in both Muslim-majority and Muslim-minority contexts. The organizers welcome papers that take a look at specific phases or processes of leaving Islam. They particularly invite empirical studies that provide new insights into bottom-up processes of non-religious phenomena.

Panel Chairs: Sebastian Elsässer, Lena Richter, Pierre Hecker
back to Overview

03
Hinduismen under construction: Prozessuale Perspektiven auf Hindu-Religionen in Europa
Das Panel thematisiert Hinduismen als migrierte Religionen mit Fokus auf den europäischen Kontext. Anhand der Untersuchung von Praktiken migrierter Religionen lässt sich besonders anschaulich rekonstruieren, wie sich Religion konstituiert, formt und transformiert. Die Dynamiken von Hinduismen in Europa wurden allerdings bisher selten aus einer konsequent prozess- und praxisorientierten Perspektive untersucht. Das Panel bietet daher die Gelegenheit, entsprechende Forschungsergebnisse im Hinblick auf Fragen von Hinduismen under construction zu diskutieren.

Insbesondere sollen Herstellungspraktiken von Hindu-Tempelräumen in Europa in den Blick genommen werden, welche die Prozesshaftigkeit religiöser Praktiken mit ihren unterschiedlichen Dimensionen besonders deutlich aufzeigen. Neuere ethnografisch ausgerichtete Studien haben dies mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung für die Schweiz und Österreich deutlich gemacht (Limacher 2021; Eulberg 2022) und neue Blicke auf Hindu-Praxis in der Diaspora geworfen.

Anhand der Diskussion unterschiedlicher Forschungsergebnisse aus dem Themenfeld "Migration und Hindu-Religion” will das Panel auch Aspekte asymmetrischer Machtverhältnisse und intersektionale Verschränkungen von Ungleichheitskategorien reflektieren. Dies eröffnet einen Raum, auch rassismuskritische Fragen zu thematisieren, wie sie sich in religionswissenschaftlicher Forschung insbesondere an der Schnittstelle zum Thema Migration stellen.

Wir laden Forscher*innen im Themenbereich Hinduismen in Europa ein, ihre Forschungsergebnisse mit Fokus auf Prozessualität und Praxis vorzustellen und zu diskutieren. Neben einer Reflexion der Vorzüge von prozess- und praxisorientierten Ansätzen, interessieren wir uns auch für eine kritische Würdigung dieser Herangehensweise und fragen nach den Herausforderungen und Leerstellen, die sie mit sich bringt.

Panel Chairs: Rafaela Eulberg, Katharina Limacher
back to Overview
04
Kinder und Jugendliche in der religionswissenschaftlichen Forschung - Fehlende Perspektiven und ihr Potenzial
Im Mittelpunkt dieses Panels soll die in der Religionswissenschaft bei der Erforschung religiöser Kontexte bisher weitgehend fehlende Perspektive von Kindern und Jugendlichen stehen. Paula M. Cooey benennt in ihrem Essay „Neither Seen Nor Heard – The Absent Child in the Study of Religion“ (Cooey 2010) diese Leerstelle in der Religionsforschung als besonders markant. Wenn sich wissenschaftliche Arbeiten den Themen Kinder, Kindheit in religiösen Gemeinschaften, Bildungswegen oder Ritualen annehmen, dann vorrangig aus der Perspektive von Erwachsenen. In den letzten Jahren haben sich Forschungen zunehmend mit Jugendlichen beschäftigt, aber insbesondere Kinder bleiben weiterhin unterrepräsentiert. Sie werden selten als Rezipient:innen und/oder Akteure mit eigener Agency wahrgenommen und als solche beforscht. Ihr Einfluss auf die Konstruktion und Transformation von Religion wird weitestgehend ignoriert. Sie bleiben, wie Cooey es treffend formuliert hat, ungesehen und ungehört. Dieses Open Panel ist der Aufruf, diese fehlende Perspektive zu beleuchten und sich beispielsweise mit folgenden Fragen zu beschäftigen:

- Welche Gründe gibt es für diese Leerstelle in der religionswissenschaftlichen Theorie und Methodik?
- Welchen Einfluss hat die fehlende Beschäftigung mit Kindern und Jugendliche auf religionswissenschaftliche Theorien und Methoden?
- Welche Möglichkeiten der Erforschung von Kindern und Jugendlichen gibt es und welche Erkenntnisse können dadurch generiert werden?
- Inwieweit sind Kinder und Jugendliche prozesshaft an der Konstituierung von religiösen Gruppen, Inhalten und Ritualen beteiligt?

Mit diesem Panel soll dazu beigetragen werden, dass die bisherige Lücke benannt, analysiert und für neue Impulse in der Religionswissenschaft fruchtbar gemacht werden kann.

Ich freue mich auf Ihren Beitrag mit kurzem Abstract. Bei weiteren Fragen melden Sie sich gerne. Meine Kontaktdaten finden Sie auf der Homepage der Fachgruppe Religionswissenschaft: https://www.religion.uni-bayreuth.de/de/index.html

Panel Chair: Andrea Göcer
back to Overview
05
Spielerische Religion: Analoge Spiele als Gegenstand und Methode in der religionswissenschaftlichen Forschung und Lehre
Ausgehend vom Interesse der Tagung für Dynamiken und Praktiken der Konstitution von Religion(en) möchte dieses Panel analoge Spiele als Gegenstand sowie als Methode in der religionswissenschaftlichen Forschung und Lehre in den Blick nehmen. Unser Fokus richtet sich dabei auf mindestens drei Aspekte des Themas: 1) Wie wurden und werden Religion(en) in der Geschichte analoger Spiele (Brettspiele, Planspiele, Tabletop-Rollenspiele etc.) diskutiert, modelliert und ‚spielbar gemacht‘? 2) Wie werden analoge Spiele in historischen und gegenwärtigen Religionskulturen als Mittel religiöser Kommunikation, zur Gemeinschaftsbildung und in pädagogischen Funktionen eingesetzt? 3) Welche Möglichkeiten eröffnet ein Rückgriff auf analoge Spiele als experimentelle und didaktische Methode der religionswissenschaftlichen Forschung und Lehre? Wir verstehen analoge Spiele im Rahmen dieses Panels als ein dynamisches Phänomen in der digitalen Gegenwart, uns interessiert somit auch ein Transfer ursprünglich analoger Spielformen in den digitalen Raum, etwa im Rahmen der Corona-Pandemie. Diskutiert werden sollen Spiele als exemplarische Form prozesshafter Strukturen religiöser Praxis, Kontinuitäten und Brüche ‚gespielter Religion(en)‘ zwischen analogen und digitalen Spielen sowie unterschiedliche Arten intersektionaler Ein- und Ausschlüsse in und durch analoge Spiele. Wir freuen uns über Beiträge in Form von historischen und gegenwartsbezogenen Fallstudien, alle Arten von Berichten aus der Lehr- und Forschungspraxis und theoretische Überlegungen zum Thema.

Panel Chairs: Adrian Hermann, Petra Tillessen
back to Overview
06
Religion and the Making of Urban Worlds: From Africa and Beyond
Building on the notion that urban space is productive of and produced by socio-technical relations, this panel investigates entangled dynamics of urban and religious transformation. We take African urban worlds as an entry point into these questions, but we also take into consideration urban contexts beyond the continent that either (1) share connections with African cities, or that (2) may be fruitfully brought into comparison with them.

African cities and their hinterlands are critical sites for thinking about these questions. Many African cities that are experiencing intensified processes of social and spatial transformation have also seen their religious landscapes become increasingly dynamic. Some religious actors endeavour to magnify their public presence or assert claims in urban environments marked by disparate cultural sensibilities and competing agendas. Many mobilise religious resources in order to advance particular aspirations and assemble meaningful lives amidst sometimes demanding conditions of urban (co)habitation. These initiatives give rise to diverse and novel forms of religious expression and urban arrangement that can be examined from various perspectives, including (but not limited to): spatiality and materiality, built environment and infrastructure, political and economic power relations, public religion and secularity, urban imaginaries and sensescapes.

Thinking with African cities and their urban elsewheres, this panel invites contributions that explore questions such as: How does religion participate in assembling, ordering, and sustaining urban ecologies and atmospheres? How is religion implicated in reproducing and supporting urban lives and districts? In turn, how might African cities act as domains through which novel forms of religious practice, arrangement, and ideation are fashioned (including in ways that have implications for sites beyond the continent)? How do these initiatives factor into residents’ efforts to build urban lives alongside people from other religious groups? How do religious groups assert claims over urban spaces? How do they relate to other actors’ efforts or aspirations to govern cities and make them habitable?

Panel Chairs: Benjamin Kirby, Mariam Goshadze
back to Overview
07
Religion als Praxis und Prozess im Jugendalter
Das Jugendalter gilt gemeinhin als formative Phase der religiösen Identitätsentwicklung. Seit einer Dekade hat sich die Jugendforschung zunehmend zu einem neuen Bereich der Religionsforschung entwickelt. In einzelnen großen sozialwissenschaftlichen Studien (wie etwa den SINUS- oder Shell-Studien) werden – Daten zu Jugendlichen und ihrer Religiosität und ihrem Verhältnis zu Religion durchaus erhoben. Meist wird dabei aber nur bedingt auf aktuelle Forschungen in der Religionswissenschaft und -soziologie Bezug genommen. In diesem Panel sollen Erkenntnisse, laufende Projekte und Studienergebnisse zu Religion und Jugend zusammengetragen und diskutiert werden. Die Panelleitung lädt vor diesem Hintergrund besonders zu kultur- und religionsvergleichenden Beiträgen ein. Wir wollen erörtern, wie die spezifischen Logiken des Jugendalters unterschiedliche religiöse Praktiken und Dynamiken beeinflussen und vice versa.

Panel Chair: Anne Koch, Karsten Lehmann, Anastas Odermatt
back to Overview
08
Creative and medialized practices of boundary drawing and identity work in evangelical and Pentecostal Christianity
In recent years, various societal and political developments have initiated or enforced shifts, polarizations, and new positionings in the evangelical and Pentecostal field, during which religious groups often have not received very good press. In the US, for instance, evangelicalism in the public opinion has become so closely associated with the political Right that many churches or individual believers avoid using the term ‘evangelical’ altogether. Feminist and postcolonial viewpoints have led to enormous criticism against Christianity but have also opened up new avenues for religious groups to reflect on their own past or practices and theologies and to form alliances that challenge existing religious traditions.

Believers and churches are often highly conscious of how faith traditions are viewed and are continually working on their image, consciously or not. In this panel, we will examine recent developments in these processes of identity and boundary work in contemporary evangelical and Pentecostal Christianity. Neither dealing with stereotypes nor identity construction are new phenomena, but we see some new or reinforced aspects at play: First of all, we notice that instead of distancing oneself from the “secular” sphere, boundaries are increasingly drawn between denominations. Second, new media have created new platforms for positioning, self-presentation, and community-building. Here, marginalized groups or individuals testing the boundaries of their own religious group can more easily find an audience.

For this panel, we are interested in presentations that focus on practices of boundary drawing and identity work of evangelical or Pentecostal churches, groups, or individual believers in the broader context of political and societal developments. We ask whether recent shifts and new alliances lead to new and creative ways of how churches and believers react to stereotypes and present themselves, and how these practices are connected to and shaped by media.


Panel Chairs: Ariane Kovac, Nadine Walter
back to Overview
09
Religiöse Vielfalt in den 1920er und 1930er Jahren – Panel des AK Religionen und Politik
Die 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts sind erneut in das Zentrum religionswissenschaftlicher, historischer und soziologischer Debatten geraten. Nationale und globale Geschichtsschreibung zeigen, dass diese Jahrzehnte durch sozio-kulturelle Verwerfungen geprägt waren, in deren Gefolge sich das religiöse Feld (oder besser: unterschiedliche kommunale, regionale und/oder nationale religiöse Felder) maßgeblich verändert hat. In diesem Zusammenhang sind im deutschsprachigen Raum eine ganze Reihe von Projekten entstanden, welche sich mit Prozessen religiöser Pluralisierung unter den Bedingungen des sozio-kulturellen Wandels der 1920er und 1930er Jahre beschäftigen. Und auch international gewinnt dieses Forschungsfeld immer stärker an Konturen (Leeb/Schweighofer 2020; Lehmann 2021; Blaschke/Großbölting 2018; Csáky/Zeyringer 2001).

Das Panel nimmt diese Forschungsinitiativen auf und möchte sie für die religionswissenschaftliche Forschung weiter nutzbar machen. Dabei legt es zum einen den Fokus auf die Frage der Entwicklung religiöser Vielfalt unter den Bedingungen forcierten politischen Wandels. Zum anderen möchte das Panel den Analyserahmen über die Situation in Europa auszuweiten. Die Global History (Bayly 2018; Grümme/Jahnel/Platt et. al. 2022) macht deutlich, dass sich die 1920er und 1930er Jahre in unterschiedlichsten sozio-kulturellen Kontexten durch je spezifische, dynamische Wandlungsprozesse ausgezeichnet haben. Der DVRW-AK RelPol lädt alle Interessentinnen und Interessenten, die in diesem Feld arbeiten, dazu ein, ein Paper für dieses Panel einzureichen.


Panel Chair: Karsten Lehmann
back to Overview
10
Geschlecht und globale Religionsgeschichte
Unter „Globaler Religionsgeschichte“ werden derzeit eine Reihe von theoretischen und methodischen Instrumenten sowie Zugänge diskutiert, die von der Annahme ausgehen, dass sich Kontinuitäten, Brüche und Ambiguitäten im Religionsdiskurs am besten vor dem Hintergrund globaler Verflechtungen beschreiben lassen. Dabei wird v.a. auf theoretische Überlegungen des Poststrukturalismus und der postkolonialen Studien zurückgegriffen sowie auf Michel Foucaults genealogischen Ansatz. Verschiedene disziplinäre Debatten, etwa der Globalgeschichte und der Religionswissenschaft, aber auch der Area Studies und Ethnologie, sollen so miteinander ins Gespräch gebracht werden. Neulich ist darauf hingewiesen worden, dass hierzu vor allem eine Reflexion dessen erforderlich ist, was unter „globalen Verflechtungen“ verstanden wird, denn diese verdanken sich den Erkenntnisinteressen und der Situiertheit der Forschenden. Erstaunlicherweise leidet die Globale Religionsgeschichte bislang aber unter einem folgenschweren weißen Fleck: Es werden primär Differenzierungs- und Aushandlungsprozesse fokussiert, die im Zusammenhang mit Diskursen über Nation, Wissenschaft und Kolonialismus stehen. Debatten über Geschlecht(er) und Geschlecht als Ordnungskategorie (samt damit einhergehenden Praktiken) wurden bislang nahezu völlig ausgeblendet – obwohl ein breiter Konsens darüber besteht, dass besagte Diskurse grundlegend vergeschlechtlicht waren (und sind).

Im Zentrum des Panels steht die Frage, welche Probleme sich für die globale Religionsgeschichte ergeben, wenn Geschlecht als erkenntnisleitende, epistemologische Kategorie sowie als Untersuchungsgegenstand ausgeblendet wird, und so ein Phallogozentrismus in der Religionswissenschaft perpetuiert wird. Ziel des Panels ist es zu zeigen, wie globale Religionsgeschichte und Geschlechterstudien fruchtbar miteinander in Beziehung gesetzt werden können.


Panel Chairs: Giovanni Maltese, Jessica Albrecht
back to Overview
11
Frictions in Faith: Understanding intra-religious dynamics via protest and diversification
Our panel aims to approach the analysis of religion as practice and process by focusing on intra-religious dynamics. In addressing frictions in faith, we enter the discussion on religion under construction through continuities and ruptures and propose to explore them in form of protest and diversification processes. In contrast to the religious-secular divide, these intra-religious developments have received little scholarly attention when trying to understanding religion in contemporary society.

We understand intra-religious protest (in contrast to religious protest against i.e. social grievances) as a diverse range of activities that criticize developments within religious traditions. This includes protests by individuals or groups against internal religious developments, such as change directed towards religious principles and teachings or religious practices. The analytical frame of protest therefore makes it possible to bring intra-religious developments into conversation with the question of the position of religion in the public sphere.

Intra-religious diversification subsumes processes of boundary making that result in different strands (e.g. liberal and conservative orientations) within religious groups. While these processes ore often noticed in the context of postsecular conflicts and general political polarization, their impact within religious communities is often overlooked by the study of religion.

Related to the analysis of religious protest, the investigation of intra-religious diversification processes allows to understand the changing roles of religion from within the phenomenon of religion, rather than in contrast to increasingly secular societies. We invite conceptual, as well as empirically oriented papers and intend to use this panel as the basis for a special issue on intra-religious dynamics.


Panel Chairs: Astrid Mattes, Katharina Limacher
back to Overview
12
Researching Violence in Religious Communities and Practice: Africa and Beyond
Religion is often seen as being at the core of individual and communal socio-political and cultural processes in Africa. Yet, religious fields are also fertile contexts for violence, abuse and the production of (gender) inequality, manifested either physically or symbolically in sacred performances. Practices in the religious realm are seldom interpreted as harmful, since individual and community practices are often shrouded in mystery, sacrality, and, sometimes, in secrecy―muffled and disguised as a ‘ritual’. Victims suffer in silence, or dismiss the pain as part of a redemptive ritual. More importantly, religious-inspired violence is often a part of the inside dynamics of religious practice and is not visible to the public eye.

For this reason, it is not readily amenable to scholarly research. Even when a scholar has enough leads to plunge into a scholarly exploration, such a venture can be fraught with many challenges and questions. How do you research violence among a group, which may not accept the acts as forms of violence? How do you get agents and followers to volunteer information on violent sacred rituals or processes freely? How do you manage your emotions while researching violence among the perpetrators and victims? In addition, how do you publish the research findings without damaging the reputation of religious persons or communities and all those involved? These and other questions are what the panel seeks to debate.

The panel invites papers that address the issue of violence and abuse in religious practice and the practice of researching such processes. A special focus is put on methods used in researching such activities. While we are very much interested in Africa, a continent where religion enjoys a privileged status and, hence, a lot of individual and public attention, we are open to accepting papers based on religious-inspired violence from elsewhere around the globe―e.g. the African Diaspora, Asia, Europe, Latin and North America.


Panel Chairs: Ulrike Schroeder, Genevieve Nrenzah
back to Overview
13
Missionssammlungen als Arena von Kultur- und Religionskontakt: Zur Konstitution religiöser Traditionen in missionarischer Sammlungstätigkeit
Sammlungen religiös konnotierter Objekte gehören von jeher zu den Bereichen, in denen Bilder von Religion entworfen und reflektiert werden. In der Auswahl der zusammengestellten Objekte, ihrer Präsentation durch Sammler:innen, Verwalter:innen und Forscher:innen ebenso wie in der Rezeption durch die Betrachter:innen spielen sich vielfältige Konstruktionsprozesse von Religion ab. Dies gilt in besonderem Maße für Missionssammlungen, wie sie viele der in der Mission tätige Orden und Vereine im Laufe ihrer Tätigkeit zusammengetragen haben. Die in diesen Sammlungen vereinigten Objekte spiegeln sowohl das (Miss-)Verständnis der Sammelnden von den in den Objekten dokumentierten Religionen als auch das Bild von der eigenen, in der Mission propagierten Religion. Zudem legen hybride Objekte Zeugnis vom Kontakt der Religionen ab. Nicht zuletzt erlaubt der Blick auf den im Laufe der Jahrzehnte wechselnden Umgang mit und schwankenden Zuspruch für derartige Missionssammlungen auch Schlüsse auf das sich wandelnde Verständnis religiöser Aktivitäten in der Gesellschaft. Die Erforschung all dieser in und mit Missionssammlungen ablaufender Prozesse und damit auch die Theoriebildung stehen noch am Anfang. Die inzwischen prekäre Lage vieler Sammlungen und ihrer meist kirchlichen Träger macht eine Erforschung aber besonders dringlich. Das offene Panel ist daher auch ein Versuch, die verschiedenen Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet zusammenzubringen.

Panel Chairs: Martin Radermacher, Patrick F. Krüger
back to Overview
14
Wie schreibt man eine Geschichte von "Religion under construction"
Wo sich religionsgeschichtliche Darstellungen nicht auf einzelne Orte (local religion), Motive oder Texte in ihrer jeweiligen Vielfalt konzentrieren, bilden "Religionen" (oder "Kulte") oder Prozesse des Wettbewerbs zwischen solchen Systemen die typische Darstellungseinheit, klassisch im deutschsprachigen Bereich in den "Religionen der Menschheit", aber auch in anderen Forschungstraditionen, und zwar nicht nur in Handbüchern und Überblicksdarstellungen. Kapitel über Ursprünge, Einflüsse oder Rezeptionen und Diffusionen versuchen dann einen weiteren Kontext herzustellen. Wie aber können Darstellungen der "Dynamik von Religion" als Religionsgeschichten aussehen, wenn sie "Religion under construction", "Religion in the making" oder "lived religion" diachronisch und nicht nur in Mikrogeschichten und Fallstudien schildern wollen? Die Beiträge des Panels (oder aber Podiumsdiskussion, s.u.), für die nun Vorschläge erbeten werden, wollen die methodischen Fragen der Tagung mit Überlegungen zu möglichen Praktiken von Religionsgeschichtsschreibung unter solchen Prämissen ausloten, indem sie Versuche vorstellen und kritisch beleuchten oder eigene Vorschläge präsentieren.

Anmerkung: Dieses Panel findet ggf. auch als Roundtable oder Podiumsdiskussion statt.


Panel Chair: Jörg Rüpke
back to Overview
15
Fighting pandemics with religion? The engagement of religious actors with pandemics/epidemics
The Alexander von Humboldt Research Hub “Fighting pandemics with religion? How female religious actors in Africa (can) contribute to ensuring healthy lives” invites to this panel.
We welcome contributions that deal with the work of religious actors (individuals or groups) in pandemic situations, in the after-care or the prevention of future pandemics.

In the Global South especially women in religion have capabilities and experiences that they have generated in earlier responses to pandemics/epidemics (such as HIV and Ebola) and now used to respond to the recent COVID-19 pandemic. In fighting pandemics from the grass-roots, they do not only develop contextualized instruments to deal with health and social crises but also transform “their” religious tradition by creating new roles, positions and activities.

With the panel we want to give a platform to reflect on the roles and care practices of actors in religion during health crises. We do not take the categories ‘health’, ‘care’, ‘religion’ or ‘pandemic’ as given, but are rather interested in how they are used and (re-)defined in the actual work during and after pandemics/epidemics.

The following questions could be pursued: How can we study and describe the engagement of actors in religion – of women in particular – with pandemics/epidemics empirically or in a historic perspective? How, and to which extent have actors in religion contributed to the response to COVID-19 and its effects? What do we learn about the intersections of gender, religion and race when looking at health care in crisis situations? And how does (informal) health care activism contribute to dynamics and practices in and through which religion is constantly constituted, created, shaped or rejected?


Panel Chairs: Eva Spies, Ezra Chitando, Eunice Kamaara
back to Overview
16
Globale Religionsgeschichte und Religionsvergleich
Die Herausforderungen der Religionskomparatistik waren einer der Brennpunkte auf der vergangenen DVRW-Tagung. Dieses Panel möchte den Ansatz einer globalen Religionsgeschichte gezielt auf die damit verbundenen Diskussionen beziehen und konkrete Ansätze diskutieren, wie globalhistorische Perspektiven nicht nur zum historischen Verständnis faktischer Religionsvergleiche herangezogen werden können, sondern auch zur laufenden religionswissenschaftlichen Methodologie und Theoriebildung. Dabei sollen folgende Fragen im Mittelpunkt stehen: Was bedeutet „Vergleich“ und „global“ in der konkreten wissenschaftlichen Praxis? Was sind die Vorteile und Limitierungen globalgeschichtlicher Ansätze? Welche Prozesse, Praktiken und Ideen wurden historisch als „religiös“ identifiziert und miteinander verglichen? In welchen Kontexten spielten sich diese Vergleiche ab, wer nahm an ihnen Teil, und warum? Mithilfe dieser Fragen will das Panel insbesondere Prozesse der Kontinuität und der Brechung in der Konstruktion von Religion thematisieren, aber auch Diskurse über das Innen und Außen von Religion vis-á-vis der Religionswissenschaft.

Im Panel des neu gegründeten Arbeitskreises „Globale Religionsgeschichte“ sollen vor diesem Hintergrund „klassische“ Ansätze der Religionskomparatistik diskutiert werden, aber auch eine kritische Auseinandersetzung mit aktuellen Vorschlägen aus dem breiten Spektrum von Postkolonialismus, Cognitive Science of Religion, etc. erfolgen. Wir heißen Beiträge mit unterschiedlichsten Perspektiven auf Deutsch und Englisch willkommen, die sich allerdings dezidiert mit der Frage des „Globalen“ auseinandersetzen und dabei mindestens ein konkretes (historisches) Beispiel behandeln sollten. Es gibt keine geographischen oder zeitlichen Beschränkungen.


Panel Chairs: Ulrike Schröder, Julian Strube
back to Overview
17
Religion and De-Colonization in Africa
The independence of African nation states was not achieved in the moment of its political declaration. Rather, it was a long process covering several decades and involving various activist networks and social groups at different times. Today, the effects of colonization, neo-colonialism and globalization shape the continued discourses on coloniality and the decolonization of knowledge (Felwine Sarr, Achille Mbembe, Toyin Falola, Sabelo Ndlovu-Gatsheni and others). In this panel, we bring analyses of historical events and entanglements in the context of decolonization into conversation with current epistemological debates and societal dynamics. “Religion” is a topic that does not figure greatly either in (secular) historical studies nor in todays’ decolonial debates, while political, legal and economic processes of decolonization are often missing in (phenomenological) religious histories of the 1940s to 1970s. Presentations in this panel can reflect on religious dynamics as spaces in which decolonial knowledge practices have been and are shaped; they can address the legacy of coloniality and decoloniality in the institutions and practices of religious traditions; they can highlight formative moments in colonial and decolonial history that shaped the way indigenous religions, traditional culture, and so-called world religions have been and are perceived today; and not least, they can discuss the way forward in order to decolonize the curricula and teaching materials of our academic discipline.

Panel Chairs: Katharina Wilkens, Anne Beutter, Ulrike Schröder
back to Overview
18
Author meets Critics: Lehrbuch Religionsökonomie
In diesem Panel stellen Dr. Maren Freudenberg (Religionssoziologin) und Prof. Dr. Kianoosh Rezania (Iranist und Religionshistoriker), beide am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien der Ruhr-Universität Bochum, ihre neuste Publikation vor: Das Lehrbuch „Religionsökonomie“, welches im März 2023 im utb-Verlag erscheinen wird. Ziel des Panels ist es gemäß dem Author meets Critics-Format, das Lehrbuch mit interessierten Leser*innen strukturiert zu diskutieren. 
Das Lehrbuch Religionsökonomie beleuchtet die vielschichtigen Zusammenhänge zwischen den gesellschaftlichen Teilbereichen Religion und Wirtschaft sowohl aus religionswissenschaftlicher, als auch aus wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive. Durch zwei Einführungskapitel jeweils in die Religionswissenschaft und die Mikroökonomie ist es für Studierende und Dozierende beider Disziplinen geschrieben, die sich mit der jeweils anderen Disziplin in ihren Grundzügen vertraut machen möchten. So hoffen wir, gegenseitiges Interesse zu wecken, denn Religionswissenschaftler*innen und Wirtschaftswissenschaftler*innen haben in aller Regel wenige bis gar keine Berührungspunkte – obwohl sehr viel Forschungspotential besteht, die Zusammenhänge zwischen Religion und Wirtschaft aus interdisziplinärer Perspektive zu untersuchen.

Auf dieser einführenden Grundlage wird eine Systematisierung des breiten Feldes der Religionsökonomie in vier Kapiteln geboten: 1) Ein Blick auf die Wirtschaftsethiken verschiedener religiöser Traditionen und ihre Auswirkungen auf der gesellschaftlichen Mikro-, Meso- und Makroebene; 2) die Finanzierung von Religion als ein besonders unterbeleuchteter Ansatz sowie die Vermarktung von Religion im Spätkapitalismus; 3) den bekannten Ansatz der economics of religion, der auf Grundlage der rational choice-Theorie Religion unter wirtschaftswissenschaftlichen Prämissen untersucht; und 4) die Verhaltensökonomie sowie die Neue Institutionenökonomik, die aus psychologischen, wirtschaftssoziologischen und anderen Perspektiven und unter Berücksichtigung des bounded rationality-Ansatzes die vielfach kritisierte Rationalwahltheorie weiterentwickeln.


Panel Chairs: Maren Freudenberg, Kianoosh Rezania
back to Overview
This site makes use of cookies More information