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Perspektivwechsel in der Nutzung von Kies- bzw. Schottergärten?! Neuartiges Konzept für eine nachhaltige Regen- und Grundwasserbewirtschaftung

Janina Schirach, Martina Stemmann, Hannah Bruns, Johannes Meßer, Patricia Göbel

P 16.13 in Freie Themen

Die Nutzung von Kies- oder Schottergärten ist ein derzeit kontrovers diskutiertes Thema. Einerseits sind sie in den vergangenen Jahren sehr in Mode gekommen, andererseits werden sie oft als „Gärten des Grauens“ (NABU) deklariert. Bei der Entscheidung für einen Kies-/ Schottergarten überwiegen bei den Grundstückseigentümer*innen die Vorteile eines vermeintlich geringen Pflegeaufwandes; eine mangelnde Biodiversität wird gleichzeitig in Kauf genommen. Weitere Nachteile sind die geringere Evapotranspiration und damit die fehlende Abkühlung durch die Abwesenheit von Pflanzen bzw. die stärkere Aufheizung („Wärmeinsel Stadt“, Hitzestress für die Pflanzen). Die Grundwasserneubildung erhöht sich bei gleichzeitig geringerer Reinigungsleistung gegenüber begrünten Flächen; eingebaute wasserundurchlässige Unkraut-Folien verringern die Grundwasserneubildung im Vergleich zu eingebauten Geotextilien / Unkrautvlies / wasserdurchlässigen Wurzelsperrfolien.

In den Bauordnungen der Bundesländer werden mittlerweile die Bepflanzung und Begrünung sowie die Wasseraufnahmefähigkeit der nicht überbauten Freiflächen eines Grundstücks festgeschrieben. Zusätzlich haben die Gemeinden und Kommunen über Satzungen die Möglichkeit, Kies-/ Schottergärten zu verbieten oder in den Bebauungsplänen zur Ausweisung von Neubaugebieten zu untersagen. Gleichzeitig wird in manchen Bundesländern für die Ausweisung von Neubaugebieten ein nachhaltiges Regenwasser- und Grundwasserbewirtschaftungskonzept gefordert.

Eine Kombination von unterirdisch versteckten Versickerungsmulden gefüllt mit Materialien der Kies- und Schottergärten bei gleichzeitiger ökologischer Aufwertung des Kies- bzw. Schottergartens mittels speziell angepasster Pflanzen insbesondere in Vorgärten könnte zur Lösung des Konfliktes beitragen. In diesem Sinne werden Bodenwasserbilanzierungen mit dem Modell BOWAHALD für unterschiedliche Szenarien sowie Dimensionierungen nach DWA-A 138 durchgeführt. Das unterirdische Mulden-Speichervolumen ist abhängig von der Durchlässigkeit des Untergrundes und der eingebauten Materialien, der Hangneigung des Grundstücks, der Größe der zu entwässernden Dachflächen und dem Porenvolumen des verwendeten Kieses bzw. Schotters. Kleinere Grundstücke / Vorgärten benötigen demzufolge tiefere Muldenformen und damit mächtigere Füllungen bei entsprechenden Abstandsgeboten. Die Bepflanzung ist abhängig von der Ausrichtung des Grundstücks, der Position zur Versickerungsmulde und von den eingebauten Materialien. Alle Ergebnisse finden Eingang in Empfehlungen zur zukünftigen Anlage von Stein- und Schottergärten (inkl. Entscheidungsschemata) und in verschiedene Entwürfe von Muster-Kies/Schottergärten (inkl. Bepflanzung).