Deep Learning basierte Abschätzung der Grundwasserstandsentwicklung in Deutschland bis 2100 im Kontext des Klimawandels

Andreas Wunsch1, Tanja Liesch1, Stefan Broda2
1 Institut für Angewandte Geowissenschaften, Hydrogeologie, Karlsruher Institut für Technologie
2 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

V 7.4 in Künstliche Intelligenz in der Hydrogeologie

23.03.2022, 11:15-11:30, HS 2

Auch in generell wasserreichen Regionen wie Deutschland wurden in den letzten Jahren deutliche Anzeichen von Klimastress auf Grundwasserressourcen beobachtet. Dürreperioden, die zu einer verminderten Grundwasserneubildung führen, haben daher in vielen Regionen zu sinkenden Grundwasserspiegeln geführt. Wir untersuchen den direkten Einfluss des Klimawandels auf die Grundwasserressourcen in Deutschland bis zum Jahr 2100. Zu diesem Zweck verwenden wir ein maschinelles Lernverfahren zur Vorhersage von Grundwasserständen, welches auf Convolutional Neural Networks basiert und seine Eignung für die Modellierung von Grundwasserständen bereits unter Beweis gestellt hat (Wunsch et al. 2021a). Wir simulieren Grundwasserstände an ca. 120 Messstellen, die über das gesamte Bundesgebiet verteilt sind und die in der Vergangenheit eine ausgeprägte Reaktion auf meteorologische Größen wie Niederschlag und Temperatur gezeigt haben. Als Simulationsbasis dienen Daten aus verschiedenen RCP Szenarien (2.6, 4.5, 8.5), jeweils basierend auf den Modellen des DWD-Kernensembles für Deutschland. Die Modelle zur Simulation der Grundwasserstände selbst basieren auf Niederschlag und Temperatur, wurden an Beobachtungsdaten der Vergangenheit sorgfältig evaluiert und zeigen durchgehend eine sehr hohe Vorhersagegüte. Wir berücksichtigen in dieser Studie ausschließlich die direkten, auf meteorologischen Veränderungen beruhenden Auswirkungen des Klimawandels, während hochgradig unsichere anthropogene Faktoren, wie z. B. erhöhte Grundwasserentnahmen oder Landnutzungseffekte, aufgrund fehlender zuverlässiger Inputdaten unberücksichtigt bleiben. Während unter RCP2.6 und RCP4.5 schwächere und weniger signifikante Trends auftreten, konnten wir unter RCP8.5 für die meisten Standorte signifikant abnehmende Trends der Grundwasserstände feststellen, wobei ein räumliches Muster mit stärkeren Abnahmen vor allem im nördlichen und östlichen Teil Deutschlands zu erkennen ist, was die bereits bestehenden rückläufigen Trends in diesen Regionen unterstreicht. Außerdem können wir eine erhöhte Variabilität und längere Perioden niedriger Grundwasserstände im Jahreszyklus gegen Ende des Jahrhunderts ebenso feststellen, wie das wiederholte Auftreten von Trockenperioden über mehrere Jahre.

Preprint verfügbar: Wunsch et al. (2021b)



Wunsch, A., Liesch, T., Broda, S.: Groundwater level forecasting with artificial neural networks: a comparison of long short-term memory (LSTM), convolutional neural networks (CNNs), and non-linear autoregressive networks with exogenous input (NARX). Hydrology and Earth System Sciences. 25, 1671–1687 (2021a). https://doi.org/10.5194/hess-25-1671-2021 

Wunsch, A., Liesch, T., Broda, S.: Deep learning shows declining groundwater levels in Germany until 2100 due to climate change. Nature Portfolio (In Review). (2021b). https://doi.org/10.21203/rs.3.rs-420056/v1



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