Hydrogeologisches Modell Tagebaurestloch Lochau (IHU)

Andreas Schroeter1
1 IHU GmbH

P 16.17 in Freie Themen

5 km südlich von Halle (S.) befindet sich das Tagebaurestloch Lochau, welches durch die von 1901 bis 1969 durchgeführte Braunkohlenförderung entstand. Es gliedert sich in zwei wesentliche Bereiche: den sog. Ostschlauch und den Westschlauch. 1973 wurde im Ostschlauch eine Deponie für Haus- und Gewerbemüllabfälle genehmigt, eingerichtet und ab 1976 betrieben. Bis 2005 erfolgte der Einbau von ca. 18 Mio. m3 Abfall. Seit 1993 erfolgt die Verfüllung des Westschlauchs mit Aschestabilisat, welches auf Basis von Kraftwerksrückständen aus der energetischen Verwertung von Braunkohle hergestellt wird.

Zwischen beiden Teilbereichen liegt der tiefste Punkt im Tagebaurestloch, der sog. Drehpunkt, welcher zugleich der Wasserhaltung im TRL dient. Das sich dort sammelnde Grund- und Oberflächenwasser wird zur Weißen Elster abgepumpt. Durch die Ausbildung und Aufrechterhaltung eines zum Drehpunkt gerichteten Grundwassergefälles sind Beeinträchtigungen der Grundwasserleiter durch die Deponie derzeit und bei einer weiteren Beibehaltung der technischen Grundwasserabsenkung auszuschließen. Ohne diese Wasserhaltung würde sich in dieser ca. 50 m tiefen Hohlform ein See ausbilden. Damit würde der Deponiekörper in Teilen unter Wasser liegen und es sind Schadstoffausträge in das Umfeld zu besorgen.

Im Rahmen eines Forschungsvorhabens zur nachhaltigen Stilllegung und Nachsorge von Deponien in Restlöchern des Braunkohlenbergbaus wurde eine Methodik entwickelt, die Maßnahmen zur Stilllegung, Nachsorge, Rekultivierung sowie Nachnutzung der Deponie beschreibt, um eine Umweltgefährdung des Umfelds auszuschließen. Im Ergebnis der Untersuchungen wurde eine Variante erarbeitet, in der zwischen Deponiekörper im Ostschlauch und Monokörper im Westschlauch ein Wasserkörper durch freien Aufgang des Grundwassers bzw. Flutung mit Oberflächenwasser des Vorfeldentwässerungssystems entsteht.

Zur Planung, Prüfung und Überwachung dieser Maßnahmen wurde ein hydrogeologisches Grundwassermodell entwickelt, welches auf Basis des Grundwassermonitorings laufend fortgeschrieben und bzgl. akutellen Fragestellungen angepasst wird. Mit dem numerischen Grundwassermodell werden dabei folgende Zielstellungen bearbeitet (Auswahl):

  • Abbidlung der großräumigen Grundwasserströmung mit Infiltrations- und Entlastungsgebieten (Vorfluter) im Gesamtmodell
  • Detaillierte Modellerfassung der Grundwasserströmung mit den lokalen Entwässerungselementen im TRL Lochau und der Deponie Halle-Lochau
  • Prüfung der Auswirkungen verschiedener Gestaltungsvarianten unter Berücksichtigung unterschiedlicher technischer Umsetzungsmaßnahmen
  • Prognose des zu erwartenden Stoffaustrags aus der Deponie in den Wasserkörper mit Wasserbeschaffenheitsprognose für den Endzustand
  • Überprüfung des Stilllegungskonzepts
  • Nachweis der hydraulischen Deponiesicherheit
  • Berechnungen zur Darstellung und Bewertung von Sanierungsarbeiten im TRL Lochau

Übersichtsskizze zum Tagebaurestloch Lochau (IHU, 2021)
Übersichtsskizze zum Tagebaurestloch Lochau (IHU, 2021)