Entwicklung der organischen Grundwasser-Signatur

Christian Zerfaß1, Robert Lehmann2, Nico Ueberschaar3, Carlos Sanchez4, Kai-Uwe Totsche2, Georg Pohnert1
1 Institut für Anorganische und Analytische Chemie, Friedrich Schiller Universität Jena
2 Institut für Geowissenschaften, Friedrich Schiller Universität Jena
3 Massenspektrometrie-Plattform, Chemie und Geowissenschaften, Friedrich Schiller Universität Jena
4 Institut für Zoologie, Universität Köln

V 1.3 in Grundwasserressourcen und Ökosysteme in Karstregionen

24.03.2022, 09:30-09:45, HS 3

Grundwasser weist zumeist geringe Konzentrationen an organischen Verbindungen auf, unter anderem aufgrund Stoffabbaus durch vielseitige mikrobielle Gemeinschaften in diesem biologisch reichhaltigen Ökosystem [1]. Dieses Mikrobiom benötigt einen steten Zufluss an gelösten organischen Verbindungen (dissolved organic matter, DOM) als Energie- und Nährstoffquelle. Innerhalb des Forschungsprojektes „AquaDiva“ im Hainich Forschungstransekt der „Kritischen Zone“ [2,3] wurden seit 2014 Informationen zur Komposition organischer Verbindungen des Grundwassers, das heißt seines Metaboloms, gesammelt. Hierfür wurden Proben aus Kluftgrundwasserleitern im Oberen Muschelkalk entlang des 7 km langen Messstellentranssekts per Flüssigchromatographie-Massenspektrometrie analysiert. Der Langzeit-Datensatz wurde per Hauptkomponentenanalyse (principal component analysis, PCA) interrogiert, sodass Signatur-Unterschiede zwischen den Messstellen über den Beobachtungszeitraum mit dem Auftreten externer Einflüsse, wie Grundwasserflüssen, verglichen werden konnte.

Aus unseren Analysen geht hervor, dass die Signaturen der Analyte im Grundwasserfließsystem im Laufe der Zeit fluktuieren. Einige Aquiferbereiche sind indiziert als isolierter, während bei anderen durch die Analytstruktur ein stärkerer Austausch charakterisiert werden konnte. Signaturschwankungen konnten auf Fließvorgänge und Grundwasserneubildungsphasen zurückgeführt werden, die zur Entwicklung des Grundwasser-Metaboloms beitragen. Die vorliegenden Daten spiegeln damit die respektiven Interaktionen und Einflüsse von Grundwasserflüssen, Biogeochemie und mikrobiellen Lebensgemeinschaften auf die Entwicklung der organisch-chemischen Signatur des Grundwassers wider.



[1] Yan L, Herrmann M, Kampe B, Lehmann R, Totsche KU, Küsel K. Environmental selection shapes the formation of near-surface groundwater microbiomes, Water Res 2020, 170, 115341. DOI: 10.1016/j.watres.2019.115341.

[2] Küsel K, Totsche KU, Trumbore SE, Lehmann R, Steinhäuser C, Herrmann M. How Deep Can Surface Signals Be Traced in the Critical Zone? Merging Biodiversity with Biogeochemistry Research in a Central German Muschelkalk Landscape, Front Earth Sci 2016, 4. DOI: 10.3389/feart.2016.00032.

[3] Lehmann R, Totsche KU. Multi-directional flow dynamics shape groundwater quality in sloping bedrock strata, J Hydrol 2020, 580, 124291. DOI: 10.1016/j.jhydrol.2019.124291.



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