Geoökologisches Kolloquium SS 2002
Dr. Andreas Peterek
Lehrstuhl für Geomorphologie, Universität Bayreuth
Donnerstag, 18.07.2002 16:15, H6
Neotektonik am NW-Rand der Böhmischen Masse. Ein Beitrag der Geomorphologie zur Untersuchung junger Krustenbewegungen
Neotektonik umfasst tektonische Krustenbewegungen, die einen unmittelbaren Einfluß auf das heutige Relief bzw. die Reliefgenese einer Region haben oder vormals gehabt haben. Geomorphologische Untersuchungen stellen daher einen wesentlichen Schlüssel zur Identifizierung solcher Bewegungen dar. Aus der räumlich-zeitlichen Differenzierung der neotektonischen Entwicklung des Untersuchungsraumes entlang des NW-Randes der Böhmischen Masse (mit Schwerpunkt Fichtelgebirge und Rahmen) ergibt sich ein Beitrag zur känozoischen und quartären Intraplattendeformation des zentralen Europa.Unter Berücksichtigung auch geologischer Indizien läßt sich für das Untersuchungsgebiet ein komplexes Bild einer polyphasen neotektonischen Beanspruchung für die letzten rund 60 Mill. Jahre (seit der Oberkreide) aufzeigen. Es ergibt sich, dass das Ausmass junger und teilweise bis heute anhaltender differenzieller Bewegungen dabei vielfach unterschätzt worden ist. Eine strukturelle Sonderrolle des Fichtelgebirges ergibt sich durch seine Lage im Schnittbereich des tertiären Egerriftsystems (mit intensivem Vulkanismus) und von Fränkischer Linie.
Wichtige, wenn auch nicht unproblematische Referenzniveaus zur Rekonstruktion neotektonischer Bewegungen stellen ¤Flächensysteme³ dar. Im Fichtelgebirge gehen diese vielfach auf das tektonisch verstellte und flächenhaft überprägte Basisrelief der alttertiären chemischen Tiefenverwitterung zurück. Das heutige Verteilungsmuster der altteriären Saprolite (reliktisch bis > 100 m mächtig) wird dabei wesentlich durch die jüngeren Blockbewegungen mitkontrolliert. Das Ausräumen in Grabenposition ausgedehnt erhaltener Saprolitdecken durch die spättertiäre und quartäre Talentwicklung bedingt nicht selten (sekundäre) Strukturreliefformen. Auch wenn die Kernmassive des Fichtelgebirges ihre Position weitgehend tektonischen Prozessen verdanken, sind lithofazielle und strukrurelle Gründe mitsteuernde Faktoren für ihre Herausmodellierung.
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