Elektroautos sind auch nicht besser fürs Klima?

Immer wieder hört man, dass die Aufwendungen für den Akku so groß sind, dass die Ökobilanz von Elektroautos nicht besser ausfällt als die von konventionellen. Was ist dran an dieser Aussage?

Herstellung Akku

Als erstes betrachten wir die Herstellungsaufwendungen für 1 kWh Lithium-Akku:

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Wir setzen für 1 kWh Kapazität 130 kg CO2. Das ist etwa die Mitte, was Lebenszyklusstudien für Lithium-Akkus herausgefunden haben (70-200 kg).

Bei einem sehr großen Akku von 100 kWh ergibt dies eine Belastung von 13 Tonnen. Nicht gerade wenig. Natürlich haben die wenigsten Elektroautos einen 100 kWh-Akku. Der Elektro-Smart hat nur einen Akku mit 17,9 kWh.

Die Herstellungsaufwendungen des Akkus setzen sich zusammen aus den Aufwendungen für die Materialien sowie dem Stromverbrauch bei der Herstellung. Beim Stromverbrauch ist entscheidend, welcher Strommix verwendet wird. Tesla hat in seiner Giga-Faktory einen sehr großen Solarstromanteil. Damit dürften die hier berechneten 130 kg für die Tesla-Akkus zu hoch angesetzt sein. Trotzdem bleiben wir für die folgenden Berechnungen bei diesem Wert. Nutzen Sie die interaktiven Möglichkeiten, um an diesem Wert zu drehen.

Herstellung Auto

Natürlich hat auch die Herstellung eines konventionellen Autos Emissionen. Abgesehen von Akku gibt die Herstellung eine Elektroautos als weniger aufwendig. Die folgende Bilanz stellt verschiede PKW-Modelle gebenüber:

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Der Tesla S ist in dieser Bilanzierug mit fast 19 Tonnen tatsächlich das schlechteste Auto. Beim Kleinwagen mit kleiner Batterie ist der Unterschied nicht sehr groß. Der Elektro-Smart liegt sogar noch deutlich unter einem konventionellen Oberklasseauto.

Verbrauch und Herstellung über gesamte Lebenszeit

Für eine abschließende Bewertung muss man die Verbrauchsdaten über die Lebenszeit betrachten. Hierzu wurden für die Kleinwagen von einer moderaten Gesamtlaufleistung von 100.000 km und bei den Oberklasseautos von 200.000 km ausgegangen. Bei den Stromern wurden zwei Varianten gerechnet: Deutscher Strommix und Ökostrom. Auch hier können Sie gerne eigene Annahmen machen.

Die Ausgabegröße ist Gesamtemissionen für 1 km Fahrt.

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Fazit:

Selbst bei Nutzung des aktuellen deutschen Strom-Mix schneiden Elektroautos in der Gesamtbetrachtung besser ab als vergleichbare konventionelle Autos. Ein mit Ökostrom betriebener Elektrosmart kommt auf Gesamtemissionen von nicht mal 20% des konventionellen BMWs. Es ist davon auszugehen, dass sowohl die Herstellungsaufwendungen für die Akkus als auch die CO2-Bilanz des Strom-Mix in Zukunft fallen. Damit bieten Elektroautos durchaus Einsparungspotential. Trotzdem sollte für den Moment gelten:

Akku so groß wie nötig und so klein wie möglich :-)

Als fünfköpfige Familie besitzen wir aktuell zwei Autos: Einen Ford Fokus Diesel und seit März 2018 einen Smart ForFour Electric Drive. Für Strecken bis ca. 50 km wird bevorzugt das Elektroauto eingesetzt. Diese machen in der Summe mehr aus (ca. 11.000 km/a) als die Langstrecken, die mit dem Ford gefahren werden (ca. 8.000 km/a). Wer sich also ein Elektroauto als Zweitwagen anschafft, sollte eines mit kleinem Akku kaufen. Das ist besser für die CO2-Bilanz und den Geldbeutel.


Kommentare von Benutzern

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Stefan Holzheu 24.04.2019 06:15

Aktuelle Ifo-Studie zu Elektromobilität

 
Ganz aktuell gibt es eine neue Ifo-Studie zu Elektromobilität. Das Original finden Sie hier. Natürlich wurde diese Studie von der Presse aufgegriffen, z.B. Automobilwoche.
Wie in jede Studie fließen auch in diese Studie gewisse Annahmen ein. Ich habe die Studie als Bilanz abgebildet. Damit haben Sie die Möglichkeit, die Bilanz selbst zu verändern.
Interessant ist die Einschätzung des Spiegels zur Studie.
 
 
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