Klimaarchäologie auf dem Weg zur Wissenschaft? Die sechs Perioden des Holozäns mit Rapid Climate Change im östlichen Mittelmeerraum

Presenting person: Dr. Bernhard Weninger, Institut der Ur- und Frühgeschichte, 14C-Datierungslabor, Universität zu Köln
Th. 2008-11-20 (17:00), H6

Contact: Johannes Lüers

Eingeladen durch Geomorphologie U. Hambach.

In einem inzwischen viel beachteten paläoklimatologischen Beitrag kommen die Autoren Mayewski et al. (2004) zum Ergebnis, dass es im Holozän insgesamt sechs Zeitfenster gibt, in denen wir mit besonders eingreifenden Veränderungen des globalen Klimas - in Europa vergleichbar der "Kleinen Eiszeit" (~1600-1928 AD) - zu rechnen haben. Es handelt sich um die Zeitfenster 10.2 bis 10.0 ka, 8.6 bis 8.0 ka, 6.4 bis 6.0 ka, 4.2 bis 4.0 ka und 3.5 bis 3.0 ka calBP. Charakteristisch für alle diese Intervalle (mit Ausnahme von 4.2 bis 4.0 ka calBP) ist im östlichen Mittelmeerraum ein Influx von intensiv kalten, polaren Luftmassen mit Herkunft aus Sibirien. Der Einfluss dieser kalten Luftmassen auf die Vegetation lässt sich besonders deutlich (u. a.) anhand der abrupten Wechsel von warm- zu kaltliebenden Foraminiferen in marinen Sedimenten vor Kreta nachweisen (Rohling et al., 2005). Ihrer meteorologischen Beschreibung (klimatische Modern-Eichung) entsprechend müssten die globalen Rapid Climate Changes (RCC's) im gesamten Mittelmeerraum vorkommen, mit besonders starken Auswirkungen in der Levante/Ägäis/Südosteuropa. In meinem Vortrag gehe ich der Frage nach, ob sich die vorhergesagten RCC's in diesen geographischen Räumen auch archäologisch nachweisen lassen. Durch Kombination von hochaufgelösten Eiskerndaten mit umfangreichen archäologischen 14C-Datensätzen untersuchen wir dazu gezielt die sozialgeschichtlichen Ereignisse in den folgenden prähistorischen/archäologischen Perioden: (1) ~10.2 ka calBP: Die Levante im Übergang vom Spätnatufian zu PPNA/PPNB, (2) ~8.2 ka calBP: "Rubble Slides" in der Levante und Ausbreitung des Neolithikums von Anatolien nach Südosteuropa, (3) ~ 6.0 ka calBP: Das Ende der Kupferzeit in Südosteuropa, (4) ~4.2 ka calBP: Klimagetriggerter Kollaps (?) der frühbronzezeitlichen Handelsnetzwerke in Zentralanatolien, Westtürkei und Griechenland, sowie (5) ~ 3.0 ka calBP: Das Ende der Bronzezeit im östlichen Mittelmeerraum. Wir konstatieren, als übergreifendes Ergebnis, dass die paläoklimatologische Entdeckung der holozänen RCC's aus archäologischer Sicht eine durchaus viel versprechende, weil programmatisch angeleitete Klimaarchäologie zu betreiben erlaubt.

Literature Mayewski, P.A., Rohling, E.E., Stager, J.C., Karle´n, W., Maascha, K.A., Meeker, L.D., Meyerson, E.A., Gasse, F., van Kreveld, S., Holmgrend,K., Lee-Thorph,J., Rosqvist, G., Racki, F., Staubwasser, M., Schneider, R.R., Steig, E.J., 2004. Holocene climate variability. Quaternary Research 62, 243-255. Rohling, E.J., Mayewski,P.A., Abu-Zied, R.H., Casford, .S.L. and Hayes,A., 2005. Holocene atmosphere-ocean interactions: records from Greenland and the Aegean Sea. Climate Dynamics 18, 587-593



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