Druckansicht der Internetadresse:

Faculty for Biology, Chemistry and Earth Sciences

Micrometeorology - Prof. Christoph Thomas

print page

Rotbuche im Fichtelgebirge nicht spätfrostlimitiert

2021-03-08

In Zusammenarbeit mit der Professur für Störungsökologie und durch freundliche Unterstützung des Naturpark Fichtelgebirge e.V. hat die Geoökologie-Masterstudentin Judith Eisenbacher eine interdisziplinäre Studie im Fichtelgebirge durchgeführt, um den Einfluss von topographischen Sonderstandorten wie Blockschutthalden auf die Etablierung von Rotbuchen in Höhenlagen zu untersuchen. Dazu

wurde eine Blockschutthalde südlich des Schneeberggipfels mit granitischem Gestein ausgewählt, in deren Umfeld lediglich vier Rotbuchen zu finden waren – alle oberhalb der Blockschutthalde. Blockschutthalden sind dafür bekannt, die Bildung und den Abfluss kalter Luft hangabwärts zu fördern. Dies legte die Annahme nahe, dass sich oberhalb wärmere Standorte finden, die die Etablierung wärmebedürftigerer Arten wie der Rotbuche begünstigen.

Schneeberg Temperaturverteilung Masterarbeit Spätfrost Rotbuche

Abbildung 1:Räumliche Temperaturabweichungen vom Mittelwert aller Messpunkte, über vier Messtage gemittelt, mit Standardabweichung. Die Messungen wurden in 20 cm und 2 m Höhe über dem Boden durchgeführt. Die Karte zeigt das Untersuchungsgebiet am Schneeberg, links oben befindet sich der Gipfel. (Basiskartendaten: © 2021 Google, ©2021 GeoBasis-DE/BKG)

Für die Untersuchungen wurden am Gipfel des Schneebergs, dem mit 1051 m über dem Meeresspiegel höchsten Berg des Fichtelgebirges, sowie an niedriger gelegenen Vergleichsstandorten stationäre Temperatursensoren installiert und phänologische Beobachtungen im Zeitraum Mai-Juli 2019 durchgeführt. Zusätzlich wurden mobile Temperaturmessungen in den frühen Morgenstunden mehrerer Frostnächte im Mai 2019 durchgeführt.

Überraschenderweise belegen die Forschungsergebnisse, dass auf der Blockschutthalde am Schneeberg nicht die für diese Sonderstandorte typischen Kaltluftabflüsse vorherrschen. Die Temperaturen am Gipfel des Schneebergs waren im Vergleich zu einer ca. 200 m tiefer gelegenen Buchenplantage nicht wesentlich niedriger. Die Standorte der vier Buchenindividuen am Schneeberggipfel wiesen jedoch die niedrigsten Temperaturen des ganzen Gipfelbereiches auf (Abb. 1).

Spätfrost Rotbuche

Abbildung 2: Rotbuche mit Frostschäden (05.05.2019, Foto: Judith Eisenbacher)

Sowohl einige der Rotbuchen am Gipfel als auch in der tiefer gelegenen Plantage hatten bereits mit dem Laubaustrieb begonnen und erlitten durch Minusgrade Frostschäden (Abb. 2), erholten sich jedoch bis zum Sommer wieder. Für keinen der untersuchten Jungbäume waren die Schäden tödlich. Die Ergebnisse legen nahe, dass Rotbuchen selbst bis in die höchsten Lagen des Fichtelgebirges nicht temperaturlimitiert sind, also überleben können. Dadurch kann die Rotbuche für eine Diversifizierung der Wälder im Fichtelgebirge genutzt werden, um die durch den Klimawandel zunehmend in Stress geratene Fichte zu ersetzen.

Youtube-Kanal
This site makes use of cookies More information