Hinweis: Diese Seite gibt die Meinung des Autors Dr. Stefan Holzheu wieder. Es ist kein offizieller Standpunkt des BayCEER oder der Universität Bayreuth.

BGR: Jeder Peak eine Windenergieanlage?

Die fehlerhaft berechneten Schalldurckpegel der BGR habe ich auf diesen Seiten bereits aufführlich diskutiert (z.B. Der Rechenfehler der BGR: Nachrechnen mit Originaldaten). Auf dieser Seite möchte ich das Augenmerk auf die höchst sonderbare und fragwürdige Interpretation von Infraschalldaten durch die BGR richten. Ausgangspunkt ist Abbildung 6 des BGR-Projektberichts (abgerufen 23.03.2021 - lokale Kopie liegt vor).

BGR-Abbildung 6

Die BGR schreibt dazu:

Der Einfluss auf Mikrobarometermessungen durch Infraschall von WKA konnte in den Daten der seit 2005 in Betrieb befindlichen Station IGADE bis zum heutigen Tag als kontinuierliches Phänomen nachgewiesen werden. Die Signaturen der Flügelharmonischen als regelmäßige Vielfache bestimmter Infraschallfrequenzen sind in Leistungsdichtespektren der Station durchgängig, aber in unterschiedlicher Intensität zu erkennen. Hinzu kommt die Registrierung von Windkraftanlagen als Infraschallquellen in Form von Tausenden von Detektionen in automatischen Korrelationsanalysen (siehe Abbildung 6).

Das ist ziemlich abenteuerlich! Für die BGR scheint somit jede horizontale Linie im Spektrogramm von einer Windenergieanlage zu kommen. Ich halte dies für wissenschaftlich unhaltbar. Im folgenden fünf Punkte die in meinen Augen gegen diese Interpretation sprechen:

1. Keine Veränderung der Signaturen durch neue Windparks

Etwas weiter oben auf der gleichen Seite zeigt die BGR, wie sich der Windparkbestand rund um die Messstation verändert:

BGR-Abbildung 3

So ist 2014/15 der große Windpark Uthlede II in Betrieb gegangen. Im Spektrogramm sieht man jedoch überhaupt keine Veränderung.

2. Automatische Detektionen nur für wenige Richtungen

Die Automatischen Detektionen (Infraschall-Ereignisse) schreibt die BGR über die Richtungsdetektion zwei Windparks zu. Seltsam ist jedoch, dass der nächste Windpark "Lange Heide" (ca. 130°) keine Detektionen auslößt und auch die Richtung mit dem größte Windpark Uthlede II (310°) zeigt keine Auffälligkeiten.

3. Moderne Windenergieanlagen zeigen keine schmalbandigen BPH-Signale

Moderne Windenergieanlagen arbeiten mit variabler Drehzahl. Die BPH-Signale sind alles andere als konstant. Als Beispiel hier ein Spektrogramm von einer Messung am Windpark in Sessenreuth mit drei Windenergieanlagen:

Messungen am Windpark Sessenreuth4. Schmalbandige Signale können auch einen anderen Ursprung haben

Bei meinen Messungen habe ich wiederholt schmalbande Signale festgestellt, die nicht auf Windkraftanlagen zurückzuführen waren. Diese konnten zeitgleich an versiedenen Orten registriert werden (vgl. Schmalbandige, frequenzkonstante Signale).

5. Frühe Messungen der BGR zeigen bereits ähnliche Muster - ganz ohne Windräder

Auf einer BGR-Webseite mit dem Titel Erzeugt Infraschall den Brummton gibt es eine Spektrogramm, das 2002 in der schwäbischen Alb aufgenommen wurde.

BGR Brummton - Abbildung 3

Schaut man sich das Frequenzspektrum und das Spektrogramm genau an, stellt man fest, dass es im Bereich zwischen 1 und 6 Hz ebenfalls klar ausgeprägte Linien gibt. Vergleicht man dies mit der Eingangsabbildung, scheint es sich um ein sehr ähnliches Phänomen zu handeln. Nach der Logik der BGR müssten diese Linien Windräder sein. Doch 2002 dürfte sich in der Gegend von Blaubeuern (Schwäbische Alb) kaum ein Windrad gedreht haben.

Fazit:

Zusätzlich zur falschen Berechnung der Schalldruckpegel ist auch die Interpretation der BGR sehr zweifelhaft. Man hat das Gefühl, die BGR sieht in jedem Peak oder Detektionsereignis ein Windrad. Mit dieser Haltung hat die BGR nicht unerheblich dazu beigetragen, dass in der öffentlichen Wahrnehmung Infraschall fast schon mit Windenergieanlagen gleichgesetzt wird.

 

 

 

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